2019 mit großen Vorschusslorbeeren von Kayserispor zu Fenerbahçe gewechselt, galt Deniz Türüç als weiteres großes Versprechen im türkischen Fußball. Statt allerdings den nächsten Schritt zu gehen, stagnierte seine Entwicklung merklich. Die Konsequenz: der Flügelspieler verlor zunächst seinen Platz bei den "Kanarienvögeln" und dann in der Nationalelf. Nun geht es nach seinem Leihwechsel zu Başakşehir endlich wieder nach oben.
Die wenigsten Akteure der Türkei dürften die jüngsten beiden Länderspiele in guter Erinnerung behalten. 3:3 gegen Kroatien und ein 3:2-Zittersieg gegen zehn Russen sind nicht eben Ergebnisse für die Ewigkeit. Eine Ausnahme könnte allerdings Deniz Türüç sein. Das Testspiel gegen die Kroaten war sein erster Auftritt für die "Milli Takım" nach neun Spielen Pause und er durfte nicht nur von Beginn an ran, sondern traf auch noch überlegt zur zwischenzeitlichen Führung kurz vor der Pause. Das alleine wäre natürlich schon eine gute Visitenkarte, aber auch abgesehen von seinem Treffer war der 27-Jährige ein klarer Aktivposten. Noch offensichtlicher wurde das nun gegen Russland, als Türüç nach einer guten Stunde auf den Platz kam und direkt für Belebung sorgte. Der Linksfuß hat das Arbeiten für sich entdeckt und ist sich nicht zu schade lange Wege zu machen. Gerade in einer Phase, in der seine Mitspieler immer mehr zu schwimmen begannen, versuchte der Mann aus Enschede das Spiel an sich zu reißen. "Versuchte" ist hier allerdings auch durchaus entscheidend, denn Türüç ist (noch) nicht der Unterschiedsspieler der er sein könnte. Viele Ideen gehen nach wie vor nicht auf, er verrennt sich noch zu häufig, trifft falsche Entscheidungen und verfügt über einen vergleichsweise schwachen rechten Fuß.
Wechsel zur rechten Zeit
Trotzdem zeigt seine Formkurve aktuell steil nach oben. Bei Fenerbahçe war Türüç irgendwann nur noch der Notnagel, half mal links aus und mal rechts und wurde teilweise sogar als Linksverteidiger eingesetzt. Unter dem neuen Coach Erol Bulut, dem gleich eine ganze Reihe neuer Spieler zur Verfügung gestellt wurden, schwanden die Chancen auf regelmäßige Einsätze noch mehr. Lokalrivale, Meister und Champions-League-Teilnehmer Başakşehir schlug zu und plötzlich blüht der Flügelspieler auf. Zugute kommt ihm dabei erneut seine Anpassungsfähigkeit. Da Edin Višća auf rechts gesetzt ist, spielt Türüç eben links und macht seine Sache gut. Das könnte nun auch das Erfolgsrezept in der Nationalelf werden. Einen Stammplatz wird Türüç eher nicht bekommen, da mit Çalhanoğlu, Ünder und Karaman aktuell mindestens drei Spieler vor ihm stehen. Da Yusuf Yazıcı allerdings nach wie vor nicht im Nationaldress zündet, hofft Türüç auf die Rolle des ersten Jokers. Efecan Karaca sowie Emre Kılınç und Ahmed Kutucu, die zuletzt gar nicht mehr berufen wurden, hat er zumindest aktuell bereits hinter sich gelassen. Wenn der 27-Jährige seine Form bestätigt, könnte er endlich den nächsten Schritt machen, den sich nicht nur Fenerbahçe-Fans bereits im letzten Jahr von ihm versprochen hatten.
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