Einen narzisstischen aber erfolglosen Trainer Namens Igor Tudor mitten in der Saison abgeworben, unzureichende Selbstkritik, gerade im Umgang mit den strafrechtlich verfolgten Gülen-Anhängern Hakan Şükür und Arif Erdem, eine schlechte Transferpolitik und die Kluft zwischen Funktionären sind triftige Gründe, weshalb Galatasaray sportlich nur versagen kann – LIGABlatt analysiert Galatasarays Talfahrt!
Der vorzeitige aber schmerzhafte Abschied des türkischen Rekordmeisters aus der Europa League wirft viele Fragen auf, löst aber im Gegenzug auch früher gestellte Fragen – nämlich die ungelöste Trainerfrage. Mit dem jüngst auf eine untypische Art und Weise abgeworbenen Trainer Igor Tudor kann es nämlich nicht mehr weitergehen und für die Blamage im Europapakal wird sogar Klubchef Dursun Özbek Kopf und Kragen stehen müssen. Die Kritik an dem Hotelunternehmer dürfte mit den Schlagzeilen am Freitagmorgen die letzte Stufe der Schärfe erreichen. Der sicherlich bediente Klubchef wird schon bald zurücktreten müssen.
Transfers lösen alte Probleme nicht!
Welche Umstände haben aber Galatasaray in diese Grube gestürzt? Nun, der türkische Rekordmeister schwimmt wie seine Rivalen Beşiktaş und Fenerbahçe in Schulden und muss sich eigentlich sanieren. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man im Hinblick auf die FFP-Abmachungen (Financial Fair Play) mit der UEFA nur bedingt Transferausgaben tätigen kann. Mit dem gut verdienten Geld durch Brumas Abgang stellte man leider auch nicht besonders kluge Geschäfte auf die Beine – denn die Neuzugänge enttäuschten zum Saisonauftakt gegen einen schwedischen Sechstplatzierten. Galatasaray schied aus der Europa League aus und blamierte sich bis auf die Knochen.
Die armen Fans leiden darunter!
Gerade die für immer abwesend zu scheinende Siegermentalität, die eigentlich für Galatasaray sprechende aber nicht mehr gelebte Gymnasium-Kultur und die Achtlosigkeit vieler Lizenzspieler sind weitere schwer zu überwindende Hürden, welche die Rot-Gelben entscheidend schwächen. Ohne Podolski im Angriff oder dem filigranen Bruma im Mittelfeld und mit übereifrigen Transfers, fehlt den Fans verständlicherweise die gewohnte Bindung zu ihrem Klub. Das Vertrauen in die Mannschaft ist längst nicht mehr vorhanden. Spätestens nach der Trennung von Wesley Sneijder ist allen der Kragen geplatzt.
Ein Mitglied verharmloste Terroristen!
In Rage brachte man die Anhänger vor Monaten, als ein dreister Klubmitglied vor laufender Kamera Hakan Şükür verteidigte und bei der Mitgliederversammlung über die sportliche Karriere des Gülen-Anbeters sprach. Die sinnfreien und den Terroristen-Lover verharmlosenden Sätze hat das türkische Volk glücklicherweise gerade im Anblick auf den 15. Juli 2016 (Putschversuch durch die Gülen-Bewegung) nicht vergessen. Daraufhin lösten die eigenen Fans über die sozialen Medien eine ernstzunehmende Protestwelle aus.
Seither kommt man bei Galatasaray auf keiner Baustelle voran. Die internen Probleme schaukelten sich in den letzen Wochen zum Maximum hoch, es entfachte sich eine heikle Diskussion um den Rausschmiss der Gülen-Mitglieder und die Konkurrenz wurde im Schatten dieser Debatte einfach nur stärker – vor allem finanziell. Galatasaray muss nun schnellstens reagieren, hat aber keinerlei Waffen, um sich von dem Fluch zu befreien.
Es gibt nur eine Lösung!
Somit befinden sich die gezähmten "Löwen" in einer Schlacht, in der es mittlerweile nur noch um die eigene Existenz geht. Es macht den Fans große Angst, dass Klubpräsident Dursun Özbek und sein Gefreiter Igor Tudor kläglich versuchen, weiterhin die Richtung vorzugeben. Ein Selbstfindungsprozess muss dabei der Anfang der Therapie sein. Galatasarays Rettung liegt also darin, die eigene Klubkultur wiederzubeleben und sich von profilierten Protagonisten gestalten zu lassen. Der Fünfjahreswertung der Süper Lig wird das bittere Aus des Rekordmeisters erheblich schaden.