Im In- wie Ausland erfreut sich Başakşehir keiner großen Beliebtheit. Erfolg hat der Istanbuler Klub dennoch – oder gerade deshalb. Der erstmalige Gewinn der türkischen Meisterschaft ist die logische Folge der konstanten Arbeit in den vergangenen Jahren und hochverdient. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.

Mit einem 1:0-Sieg über Kayserispor hat es Başakşehir am Sonntag Abend vollbracht: Erstmals in seiner noch jungen Vereinsgeschichte ist der 2014 ausgegliederte und praktisch neu gegründete Klub aus dem Istanbuler Stadtteil Başakşehir türkischer Meister – und damit erst der sechste Klub überhaupt in der türkischen Süper-Lig-Geschichte. Freuen werden sich über den Meistercoup des Emporkömmlings nur die Wenigsten. Nicht nur im Ausland, wo Başakşehir zuletzt beim Europa League-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach mit einer Schikane gegen die Auswärtsfans negativ auffiel, ist die Mannschaft von Trainer Okan Buruk eher unbeliebt, sondern auch innerhalb der Türkei.

Immer wieder wird Başakşehirs Erfolg völlig aus der Luft gegriffen mit der engen Verbundenheit zu Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und einer daraus abgeleiteten Bevorzugung begründet. Zu Heimspielen verirren sich im Normalfall nicht mehr als 3000 "Eulen"-Anhänger ins Başakşehir Fatih Terim Stadyumu.

Doch in genau dieser Unbeliebtheit am Rande zur vollkommenen Gleichgültigkeit steckt der Schlüssel zum Erfolg. Während die Traditionsklubs von Beşiktaş, Fenerbahçe und Galatasaray unter dem Druck der breiten Anhängerschaft regelmäßig an sich selbst scheitern und sich ins Verderben wirtschaften, verfolgt Başakşehir seit Jahren ein klares Konzept in einem ruhigen Umfeld. Wie konstant Başakşehir seit nunmehr fünf Jahren in der Süper Lig agiert, zeigt die Punkteausbeute seit der Saison 2014/15: Meister wurde am Ende stets Beşiktaş oder Galatasaray, die meisten Punkte sammelte zusammengerechnet aber Başakşehir.

Man muss Başakşehir nicht mögen – und sollte es vielleicht auch gar nicht. Doch im Sumpf des türkischen Fußballs, der in den letzten Jahren immer mehr an seinem Niveau einbüßt, sind sie der wohl einzige Klub mit einem funktionierenden Plan – und das seit Jahren! Der türkische Meistertitel ist deshalb nur die logische Konsequenz der vergangenen Jahre und obendrein hochverdient.