Unter schwierigen äußeren Rahmenbedingungen hat die türkische Nationalmannschaft ihr Nations-League-Auswärtsspiel gegen Island am Montagabend mit 4:2 gewonnen. Ein denkbar ungünstiger Start konnte die Halbmond-Sterne, die die Begegnung in der spektakulären zweiten Halbzeit drehten, dabei nicht aus dem Konzept bringen. Nach vier gespielten Partien in ihrer Liga-B-Gruppe hat die "Millî Takım" nun zehn Zähler auf dem Konto, womit man Tabellenführer ist.
Im Vergleich zum 1:0-Sieg über Montenegro am vergangenen Freitag nahm Türkei-Trainer Vincenzo Montella drei personelle Veränderungen vor. Anstelle von Mert Müldür, Yunus Akgün und Barış Alper Yılmaz rückten Zeki Çelik, İrfan Can Kahveci sowie Kenan Yıldız in die Startelf. So begann die türkische Nationalmannschaft, bei der Stuttgarts Kapitän Atakan Karazor erstmals auf der Bank saß, mit Çakır, Kadıoğlu, Bardakcı, Demiral, Çelik, Kökçü, Çalhanoğlu, Aktürkoğlu, Kahveci, Güler und Yıldız.
Óskarsson erwischt Türkei kalt
Da sich auf dem Rasen im Laugardalsvöllur-Stadion im kalten Reykjavík Eis gebildet hatte, stand das Duell zwischen Island und der Türkei kurz vor der Verlegung. Letztlich entschieden die Verantwortlichen aber trotz der erhöhten Verletzungsgefahr, die Begegnung wie geplant auszutragen, was insbesondere für die technisch versierten Halbmond-Sterne mit komplizierten äußeren Begleitumständen einherging. Zudem tut sich die Türkei aus historischer Sicht in Island für gewöhnlich schwer – die Vorzeichen für das Gastspiel in Nordeuropa hätten also durchaus besser stehen können. Denkbar unglücklich aus Sicht der "Millî Takım" begann dann auch die Partie, denn mit der ersten Chance ging Island direkt in Führung (3.). Beim Treffer durch Real-Sociedad-Stürmer Óskarsson offenbarte Bardakcı im Laufduell erhebliche Geschwindigkeitsnachteile gegenüber dem 20-Jährigen, der einen simplen, aber clever ausgespielten Konter der Hausherren vollendete. Die Türkei hingegen zeigte im eigenen Ballbesitz in der Anfangsphase immer wieder ihre hohe individuelle Qualität, ohne dabei wirklich gefährlich vor den Kasten von Island-Keeper Valdimarsson zu kommen, bevor Güler in der 15. Spielminute beinahe für den schnellen Ausgleich sorgte. Weil es die bisweilen ideenlosen Montella-Schützlinge auch im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs verpassten, die spielerische Überlegenheit in Zählbares umzumünzen, behielt das diszipliniert verteidigende Island die 1:0-Führung bis zum Pausenpfiff durch den polnischen Schiedsrichter Damian Sylwestrzak.
Spektakel im zweiten Durchgang
Ohne Wechsel kam die Türkei druckvoll aus der Kabine, was den Gästen in der 49. Spielminute eine gute Kopfball-Chance durch Kahveci einbrachte, aber Valdimarsson parierte glänzend. Wenig später rückte der Ersatztorwart des FC Brentford noch mehr in den Fokus, als er Türkei-Kapitän Çalhanoğlu beim Elfmeter gegenüberstand, da Referee Sylwestrzak nach VAR-Intervention auf Handelfmeter entschieden hatte. Den fälligen Strafstoß verwandelte der Spielmacher von Inter Mailand, obwohl er dabei wegrutschte (53.). Doch aufgrund eines doppelten Kontakts bei der Ausführung zählte der Treffer nicht, weshalb es extrem unglücklich aus türkischer Sicht vorerst beim 1:0 für Island blieb. Lange mussten sich die Halbmond-Sterne allerdings nicht ärgern, denn in der 63. Spielminute zog Kahveci, der gegen Montenegro das Siegtor erzielte, aus der Distanz ab und versenkte das runde Leder spektakulär zum 1:1 im isländischen Netz. Noch besser kam es für die Türken kurz darauf, als es den nächsten Handelfmeter – erneut nach VAR-Eingriff – gab. Wieder trat Çalhanoğlu an und diesmal verwandelte der gebürtige Mannheimer sicher und regelkonform zum 2:1 (67.). Die Führung ging mittlerweile in Ordnung, zumal die "Millî Takım" in der ereignisreichen zweiten Hälfte wesentlich zielstrebiger und entschlossener als noch im ersten Durchgang zu Werke ging. Die für ihren Kampfgeist bekannten Isländer gaben derweil noch lange nicht auf und kamen in der 83. Spielminute durch einen Kopfball von Guðjohnsen zum 2:2-Ausgleich, wobei Çakır im türkischen Kasten ein desolates Timing beim Versuch, eine Flanke abzufangen, zeigte. Einen noch größeren Patzer erlaubte sich der bis dato starke Valdimarsson auf der Gegenseite, der sich den Ball von Aktürkoğlu per Grätsche vom Fuß nehmen ließ. Güler reagierte am schnellsten und schob ins leere Tor zum 3:2 ein (88.). Den 4:2-Endstand besorgte der fleißige Aktürkoğlu mit einem Traumtor in der fünften Minute der Nachspielzeit.
Weiter geht es für die Türkei, die nun auf zehn Punkte in ihren vier bisherigen Spielen in Liga B kommt und damit die Tabelle ihrer Gruppe anführt, am 16. November mit dem Duell gegen Wales. Drei Tage später gastieren die Halbmond-Sterne zum Abschluss der Nations-League-Gruppenphase in Montenegro.
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