EM-Gastgeber Deutschland hat auch sein zweites Vorrunden Spiel gewonnen und konnte sich durch ein umkämpftes 2:0 dein vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale sichern. Auch wenn man keine Gala feierte, wie gegen Schottland, wussten die Mannen von Bundestrainer Julian Nagelsmann insgesamt doch zu überzeugen. Alle DFB-Spieler in der Einzelkritik.
Manuel Neuer:
Hatte der 38-Jährige gegen Schottland noch praktisch gar nichts zu tun, war das im zweiten Vorrundenspiel deutlich anders. Der Bayern-Keeper konnte seine Kritiker verstummen lassen, indem er durch drei, vier sehr gute Paraden in der ersten Halbzeit dafür sorgte, dass Deutschland auch mit einer Führung in die Pause gehen konnte. In der zweiten Halbzeit hatte der Routinier bei der Strafraumbeherrschung zwar kleinere Wackler drin, machte seine Sache aber weiterhin gut. (Note: 2)
Joshua Kimmich:
Bereits gegen Schottland hatte der Rechtsverteidiger wider Willen eine gute Partie gezeigt, an diesem Abend gehörte er allerdings ganz klar zu den besten Spielern auf dem Platz. Oft lief er sich frei, leitete Angriffe ein und zeigte sich in den Zweikämpfen sehr bissig. Durch sein sehr präzises Passspiel wusste er vor allem nach aufgeregten Phasen das Spiel zu beruhigen. Kurz vor Schluss rettete er noch einmal spektakulär und sorgte damit, dass man ohne Gegentor blieb. (Note: 1)
Antonio Rüdiger:
Der Champions-League-Sieger mit Real Madrid spielte an diesem Abend eher die Rolle, die man von ihm kennt: So leitete er mit einigen guten langen Bällen Angriffe ein und machte mit dem Ball am Fuß viele gewinnbringende Meter. Unter Druck hatte er allerdings ein wenig seine Probleme und kam auch mal etwas zu spät. (Note: 2,5)
Jonathan Tah:
Der auffällig bewegliche Leverkusener schaltete sich immer wieder in die Angriffe der deutschen Mannschaft ein und beruhigte durch sein gutes Passspiel die Partie, wenn es dies erforderte. Ähnlich wie Rüdiger kam Tah in den Zweikämpfen zuweilen etwas spät, was den Ungarn Gelegenheiten zu eigenen Angriffen ermöglichte. In den entscheidenden Momenten war er aber da und ließ mit seiner imposanten Physis die ungarischen Angreifer an sich abprallen. (Note: 2)
Maximilian Mittelstädt:
Unermüdlich ackerte der Stuttgarter in seinem eigenen Wohnzimmer die linke Seite rauf und runter. Oftmals lief er sich frei und versuchte durch Flanken für Gefahr zu sorgen. Diese kamen zwar nicht immer an, doch als es die Gelegenheit gab, war es Mittelstädt, der das 2:0 durch İlkay Gündoğan mit einer flachen Hereingabe vorbereitete. Damit trug Mittelstädt maßgeblich zur Vorentscheidung bei. (Note: 2)
Robert Andrich:
Der Sechser von Meister Bayer Leverkusen machte das, was seine Jobbeschreibung von ihm forderte. Laufstark verwickelte Andrich seine Gegenspieler immer wieder in Zweikämpfe und provozierte so Fehler im Spielaufbau. Da es ihm allerdings ein wenig an der Beweglichkeit mangelte, konnte der 29-Jährige in entsprechenden Situationen nicht immer das nötige Tempo ins Spiel bringen, das es bei einigen vielversprechenden Momenten brauchte. In der 72. Spielminute kam dann Emre Can für Andrich ins Spiel. (Note: 2,5)
Toni Kroos:
Wieder einmal war der sechsmalige Champions-League-Gewinner Dreh- und Angelpunkt im deutschen Spiel. Allerdings war sehr schnell klar, dass das Spiel gegen Ungarn ein anderes sein würde als jenes gegen Schottland, in dem Kroos eine unfassbare Passquote von 99% aufwies. So brachte der 34-Jährige durch konsequenten Gegnerdruck nicht mehr jeden Ball zum Mitspieler, bei 131 Pässen waren es allerdings noch immer beeindruckende 95%. Auch wenn Kroos‘ Standards nicht das gewünschte Ergebnis brachten, leitete der Weltmeister von 2014 viele Angriffe aus dem Spiel heraus ein. Note (1,5)
Jamal Musiala:
Der "Man of the Match" aus der ersten Partie sollte auch an diesem Abend entscheidend zum Sieg der Deutschen beitragen: Nicht nur durch das 1:0, dass "Bambi" in der 22. Spielminute erzielte, war er ein belebendes Element, auch versuchte der 21-Jährige wiederholt durch klasse Dribblings Räume zu öffnen. Nach 72 gespielten Minuten wurde Musiala dann durch Lokalmatador Chris Führich ersetzt. (Note: 1,5)
İlkay Gündoğan:
Der deutsche Kapitän, der im Vorfeld des Turniers oftmals im Zentrum der Kritik stand, zeigte schon wie gegen Schottland eine bärenstarke Leistung. So war es der Barcelona-Profi, der vorm 1:0 aufmerksam blieb und den Führungstreffer durch Jamal Musiala auflegte. In der zweiten Halbzeit blieb Gündoğan ständiger Unruheherd und sorgte sowohl mit klugen Steckpässen als auch durch intelligente Läufe ohne Ball für Gelegenheiten. In der 67. Spielminute erzielte der 33-Jährige dann das 2:0 und sicherte Deutschland damit den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale. Mit einem Tor und drei Vorlagen ist İlkay Gündoğan derzeit der Topscorer der EM. In der 84. Spielminute machte der deutsche Kapitän dann mit Standing Ovations Platz für den Stuttgarter Deniz Undav. (Note: 1)
Florian Wirtz:
Auch wenn sich der Leverkusener sehr bemüht präsentierte, machte er nicht immer den glücklichsten Eindruck. Oftmals blieb er in der dicht gestaffelten Abwehr der Ungarn hängen oder Mitspieler, die Wirtz klug einzusetzen wusste, konnten aus den Gelegenheiten nichts machen. Nach 58 gespielten Minuten verließ der 21-Jährige dann für Leroy Sané den Platz. (Note: 3)
Kai Havertz:
Der deutsche Mittelstürmer wirkte ebenfalls ein wenig glücklos: Zwar lief sich der Arsenal-Profi oftmals frei und hatte nach wenigen Minuten bereits eine großartige Chance auf das 1:0, doch in den entscheidenden Momenten wollte ihm der Abschluss oder der letzte Pass nicht richtig gelingen. Dennoch zeigte Havertz durch kluge Bewegungen, wie wertvoll er für die DFB-Elf sein kann. In der 58. Spielminute kam dann Niclas Füllkrug als "klassische Neun" für Kai Havertz ins Spiel. (Note: 3)
Leroy Sané (ab Spielminute 58):
Der Münchner, der für Florian Wirtz eingewechselt wurde, war schnell ins Spiel eingebunden, startete Tiefenläufe und verwickelte den Gegner durch gute Dribblings in Zweikämpfe. Sané belebte zweifelsohne das deutsche Offensivspiel und trug dazu bei, dass dieses deutlich breiter wurde, was seinen Mitspielern wiederum mehr Räume bot. Doch ähnlich wie schon beim Schottlandspiel traf der 28-Jährige zu oft die falsche Entscheidung und vergab dadurch vielversprechende Chancen. (Note: 3)
Niclas Füllkrug (ab Spielminute 58):
Der Dortmunder kam für den glücklosen Kai Havertz in die Partie und sollte für mehr Torgefahr bei Flanken sorgen und Gegenspieler im gegnerischen Strafraum binden. Füllkrug war zwar im Spiel selbst wenig eingebunden, doch erfüllte seinen Job gut. So rückte der 31-Jährige in der 67. Spielminute raus, so dass İlkay Gündoğan vollkommen freistand und das 2:0 erzielen konnte. (Note: 3)
Chris Führich (ab Spielminute 72):
Der Stuttgarter durfte den Torschützen zum 1:0 Jamal Musiala ersetzen und kam so vor heimischer Kulisse in Stuttgart zu seinem EM-Debüt. Führich war direkt ein Aktivposten, ging frech ins Eins-gegen-Eins und machte das Spiel breit. Damit trug der Flügelstürmer dazu bei, dass Deutschland die Partie kontrollierte und fast durchgehend in der gegnerischen Hälfte stand. Auch merkte man das gute Zusammenspiel mit seinem Stuttgarter Mannschaftskollegen Maximilian Mittelstädt, mit dem zusammen Führich die eine oder andere Kombination einleitete. (Note: 2)
Emre Can (ab Spielminute 72):
Der Dortmunder Kapitän, der eigentlich gar nicht hätte dabei sein sollen, sondern erst vor einer Woche für den erkrankten Aleksandar Pavlović nachnominiert wurde, kam zu seinem zweiten Turniereinsatz und machte einen sehr stabilen Eindruck. Gut im Passspiel brachte er den Deutschen eine zusätzliche Physis in der Defensive und hatte seinen Anteil daran, dass die DFB-Elf am Ende auch keinen Gegentreffer kassierte. (Note: 2)
Deniz Undav (ab Spielminute 84):
Für Mannschaftskapitän İlkay Gündoğan in die Partie gekommen, durfte der Stuttgarter Angreifer in seinem heimischen Stadion sein EM-Debüt feiern. Aufgrund der kurzen Spielzeit, die Undav an diesem Abend bekam, ist eine adäquate Bewertung nicht möglich.
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