Nach einem knappen Sieg und einem enttäuschenden Unentschieden gegen vermeintlich kleine Gegner wartet nun am Sonntag der erste echte Härtetest. Eine eingespielte Startelf kann Erol Bulut gegen Galatasaray jedoch nicht vorweisen.
Der Kader wurde und wird mal wieder runderneuert und viele der geholten Spieler klingen zumindest auf dem Papier auch nach echten Verstärkungen. Das Problem ist, dass keine Zeit mehr zum Einspielen bleibt – und die Kaderplanung ist nach wie vor nicht abgeschlossen. Natürlich sind auch andere Clubs noch auf der Suche und müssen aktuell improvisieren, Fenerbahçe hat aber alles auf links gedreht und muss selbst das Gerüst neu aufstellen. Auf jeder Feldposition wird weiterhin getüftelt. In der Viererkette gibt es – Stand jetzt – genau eine Konstante: Kapitän Gökhan Gönül schickt sich an, seine überzeugenden Leistungen bei Beşiktaş nahtlos für den Stadtrivalen weiterzuführen. Selbst der neuverpflichtete Nationalspieler Nazim Sangaré wird sich dahinter einordnen müssen. Auf der anderen Seite erhält im Moment Caner Erkin das Vertrauen, konnte bisher aber noch nicht vollends überzeugen. Hier drängt mit Filip Novák ein ebenfalls sehr starker Herausforderer auf Einsätze, ist körperlich allerdings noch nicht bei 100 %. Die Innenverteidigung, immerhin die klare Schwachstelle der letzten Spielzeit, wurde hochwertig aufgerüstet. Hier konnte Neuzugang Mauricio Lemos gegen Hatayspor auf sich aufmerksam machen. Rückkehrer Zanka stellt Bulut allerdings vor eine schwierige Abwägung. Der Däne galt eigentlich als Wechselkandidat, stand in beiden bisherigen Partien allerdings durchgehend auf dem Platz und überzeugte durch Aggressivität und Bemühungen im Spielaufbau. Schenkt der Trainer den beiden weiterhin das Vertrauen, hätten Neuzugang Tisserand und der designierte Abwehrchef Aziz das Nachsehen und Sadık Çiftpınar wäre wohl komplett außen vor.
Auch im Mittelfeld gibt es bisher keine klare Besetzung. Klar ist, dass Bulut ein 4-2-3-1 bevorzugt und gerne mit einem Sechser, einem Achter und einem Zehner agieren würde. Das klappt bisher nicht. Gustavo und Ciğerci konnten das Spiel nicht maßgeblich gestalten und die beiden Aushilfszehner Türüç (gegen Rizespor) und Tufan (gegen Hatayspor) überzeugten nicht. Abhilfe sollen hier in Zukunft Sosa als Spielgestalter vor der Abwehr und Yandaş als Zehner vor Box-to-Box-Spieler Gustavo schaffen. Sosa zeigte zwar bisher gute Ansätze, ist allerdings körperlich noch nicht voll auf der Höhe und Yandaş nahm die schwache Form aus seinem ersten Länderspiel (und eine Verletzung) mit in die Süper Lig. Hier ist Steigerung nötig, aber natürlich auch möglich. Wie die Offensive hingegen in (naher) Zukunft aussehen soll, ist dagegen noch völlig offen. Ob nun gehandelte Verstärkungen für die Flügel, wie Edin Višća oder Diego Perotti, wirklich ihren Weg nach Kadıköy finden, steht in den Sternen. Ein neuer Mittelstürmer ist zumindest da. Die Verpflichtung Mbwana Samattas wurde heute bestätigt, das Derby käme aber wohl zu früh. Im Zentrum bleibt daher Enner Valencia erste Wahl, der gegen Hatayspor über vielversprechende Ansätze noch nicht hinauskam. Mame Thiam wirkte zu überhastet in seinen Aktionen und verlor viele Bälle in der Vorwärtsbewegung und Ferdi Kadıoğlu war ebenso wenig ein Faktor, wie die eingewechselten Gümüş, Türüç oder Wechselkandidat Frey im ersten Spiel. Keine guten Aussichten, schließlich wartet nun mit Erzfeind Galatasaray ein Team, das zwar unter der Woche im Einsatz war, allerdings bereits auf ein gut funktionierendes Gerüst und hochmotivierte Einwechselspieler zurückgreifen kann. Doch auch Erol Bulut wird seine Akteure heißmachen und in einem Derby ist schließlich alles möglich – egal, welche Elf am Ende auf dem Feld steht.