Bundestrainer Joachim Löw hat seinen Stamm-Kader noch nicht gefunden. Bis zur EM in einem Dreivierteljahr wartet noch viel Arbeit. Einer, der meistens mit von der Partie ist, ist İlkay Gündoğan. Der ehemaliger Dortmunder hat das Zeug zu einem absoluten Führungsspieler. Trotzdem steht er permanent in der Kritik.

Es ist mittlerweile über acht Jahre her, dass Gündoğan für das DFB-Team debütierte. Seitdem konnte er 35 Länderspieleinsätze verzeichnen; keine hohe Zahl für acht Jahre. Immer wieder warfen ihn schwere Verletzungen zurück. Dazu kam die enorme Konkurrenz im deutschen Mittelfeld. Obwohl Gündoğan bei Pep Guardiola in Manchester eine wichtige und führende Position einnimmt, sieht sein Standing in der deutschen Nationalmannschaft oft ein wenig anders aus. Unumstrittener Stammspieler ist er nicht. Und das, obwohl er es aus rein fußballerischer Hinsicht eigentlich sein müsste. "Sie können nicht glauben, wie gut er ist. Es ist eine der besten Verpflichtungen der Klub-Geschichte."; so Guardiola. Wann kommt es auch endlich zum Durchbruch in der Nationalelf?

Misstrauen der Fans

Gündoğan stand 2018 arg unter Beschuss, als das ominöse Foto mit ihm, Mesut Özil und Recep Tayyip Erdoğan auftauchte. Anschließend zeigte er Reue und tat alles, um die Fans wieder milde zu stimmen. Er zeigte starke Leistungen im deutschen Trikot, durfte die Kapitänsbinde tragen und begann, die Hymne vor den Spielen mitzusingen. Restlos überzeugt war man dennoch noch nicht von ihm. Am vergangenen Sonntag erzielte er einen Doppelpack im EM-Qualispiel gegen Estland und verzeichnete die meisten Ballkontakte, die jemals ein deutscher Nationalspieler hatte. Gesprochen wurde anschließend aber nur darüber, dass er ein Foto des zweifelhaften Jubels der türkischen Nationalmannschaft geliked hatte. Gündoğan kämpft nach wie vor um seinen Ruf. Wenn er die Zweifler endlich überzeugt hat, dürfte auch dem letzten Fan klar sein: Diese fußballerische Klasse gehört in die Startelf!

Foto: Martin Rose/Getty Images