Nach drei sieglosen Spielen in Serie und der historischen Derby-Pleite gegen Galatasaray als negativer Höhenpunkt taumelt der selbsternannte Titelaspirant Fenerbahce durch die Liga. Einer der wenigen Initiatoren und Hoffnungsschimmer im spielerisch schwachen "Kanarienvögel"-Korsett ist Max Kruse. Doch der deutsche Offensivmann wirkt allein gelassen. 

Mit einem knapp zwei-minütigen Instagram-Video entschuldigte sich Max Kruse bei den Fenerbahçe-Fans persönlich für die jüngste Niederlage im Derby gegen Galatasaray. Erstmals seit über 20 Jahren verlor Fenerbahçe das interkontinentale Derby auf heimischem Terrain gegen die Löwen. Kruse wirkte im Video fassungslos, ringte ungewohnt um Worte und schien von der Gesamtsituation beim 19-fachen türkischen Meister zunehmend bedrückt. Mit einem Elfmetertor brachte der deutsche Offensivmann Fenerbahçe zunächst in Führung und auf die Siegerstraße. Mit fortlaufender Spielzeit glitt den Hausherren die Partie aber aus der Hand und endete schließlich im oben gesagten historischen Desaster. Auch das Spiel gegen den Erzrivalen zeigte einmal mehr: Kruse ist bei Fenerbahçe der Alleinunterhalter. Ähnlich wie in seinen Jahren bei Werder Bremen holt sich der Linksfuß die Bälle meist schon im zentralen Mittelfeld – zum Teil sogar zwischen den Innenverteidigern – ab, um dann das Spiel zu eröffnen. Ein Spielansatz, der in der gegenwärtigen Situation bei Fenerbahce jedoch nur selten gelingt.

Fenerbahçe fehlt das Tempo über die Außen

Trainer Ersun Yanal kann vor allem im Mittelfeld auf zu wenig qualitativ hochwertiges Spielermaterial zurückgreifen. Nur wenige Akteure haben ihre Stärken beim Spiel mit dem Ball. Viel mehr ist der Kader im Offensivbereich auf die Physis ausgelegt. Daneben fehlt auch die Schnelligkeit. Eine von Kruses Spezialitäten ist es, einen für die Gegner unerwarteten Ball auf die Flügel zu spielen. Spieler die dann schnell umschalten können, sind dafür essentiell – bei Fenerbahçe aber kaum vorhanden. Garry Rodrigues fehlte zuletzt angeschlagen, mit Victor Moses wurde der Gegenpart für die rechte Seite gar abgegeben. Für die Spielanlage von Max Kruse bedeutet das fatale Konsequenzen. Künftig muss sich der 30-Jährige, der bis dato bei verschiedenen Bundesliga-Klubs immer in spielstarken Mannschaften spielte, anders ausrichten. Sein Spiel können im eigenen Team nur die wenigsten mitspielen.