Das Abenteuer Europa ist für Fenerbahçe enttäuschend verlaufen. Die gestrige Partie gegen Slavia Prag zeigte noch einmal die gravierenden Unzulänglichkeiten der Mannschaft aus Kadıköy auf. Will man verhindern, dass die Saison mal wieder endgültig vergeigt wird, muss man dringend Lehren aus der Niederlage ziehen.
Dreierkette, Viererkette, ein oder zwei Mittelstürmer, ein Sechser und zwei Achter oder ein System mit einem Spielmacher hinter den Spitzen: Es ist nicht so, als hätte man bei Fenerbahçe nicht schon viele Formationen ausprobiert, eingeübt und wieder verworfen. Auch gestern gab es zumindest kurzfristig das Comeback der verhassten Dreierkette. Dazu gab Pelkas den Spielmacher, der sich die Bälle tief in der eigenen Hälfte holte und durch seine starke Technik weiterverteilen konnte. Die Idee war grundsätzlich nicht schlecht, auch wenn die Spieler auf dem Platz in einigen Situationen mal wieder wirkten, als wären die Laufwege lediglich zwischen Kabine und Spielfeld und nicht unter der Woche im Training kommuniziert worden. Nach etwa einer halben Stunde und einem zu diesem Zeitpunkt noch unglücklichen Rückstand musste mit Ferdi Kadıoğlu ausgerechnet der Spieler verletzt runter, der bisher immer am meisten von der Dreierkette profitiert hat. Mit Sangaré kam ein klassischer Rechtsverteidiger und die Rückkehr zur Viererkette. Auch das sollte eigentlich kein Problem sein, für Fenerbahçe bedeutete es allerdings Chaos und Verwirrung.
Altbekannte Fehler werden nicht abgestellt
Das lag nicht am neuen Außenverteidiger, sondern daran, dass plötzlich gefühlt alle Positionen einmal durchgewürfelt wurden. Pelkas hing von nun an völlig in der Luft, Osayi-Samuel irrte als Rechtsaußen irgendwo zwischen der Mitte und dem linken Flügel herum und auch Valencia sowie die beiden Sechser standen sich auf den Füßen. Slavia Prag war gestern kein starker Gegner – gegen völlig konfuse Gäste hätten sie das Ergebnis allerdings gerade kurz nach der Pause deutlich nach oben schrauben können. Immer und immer wieder liefen die Türken in gefährliche Konter. Wohlgemerkt nach der 15-minütigen Ansprache, die Trainer Kartal wohl gehalten haben dürfte. Es gab zumindest gefühlt keinen Plan, keine Taktik, mit der man den zu diesem Zeitpunkt noch knappen Rückstand hätte aufholen können. Die Balance zwischen Defensive und Offensive war nicht vorhanden und so standen die beiden eher langsamen Innenverteidiger Aziz und Tisserand häufig alleine gegen die gegnerischen Stürmer. Vorne fehlte einmal mehr die zündende Idee und so blieben auch zwingende Torchancen aus. Spätestens als die gesamte Verantwortung für das Angriffsspiel dem seit heute 17-jährigen Arda Güler übertragen wurde (der seine Sache gut machte), musste Fener-Anhängern angst und bange werden.
Schadensbegrenzung und Vorbereitung auf die nächste Saison
Was aber bedeutet das für den Rest der Saison? Einzig die Liga bleibt übrig und auch hier werden die hochgesteckten Ziele quasi sicher verpasst. Das Minimalziel ist nun eine Platzierung, die ein erneutes Europaerlebnis ermöglicht. Dafür muss endlich eine belastbare Taktik her und eine Startelf, die diese umsetzen kann. Währenddessen muss man die vielen Schwachstellen schonungslos analysieren und die richtigen Schlüsse für die nächste Spielzeit ziehen. Mehr bleibt leider nicht.