Seit der Übernahme von Karaveli haben sich die kriselnden "Schwarzen Adler" ergebnistechnisch wieder stabilisiert. Auch wenn man sich defensiv besser präsentiert, bleibt der Durchbruch in der Offensive weiter aus. Aus dem berauschenden Offensivfußball der vergangenen Saison ist ein neuer Minimalismus entstanden, der vor allem die Defizite im Spiel nach vorne offenbart.

Aus Sicht der BJK-Verantwortlichen war es zweifelsohne eine mutige Entscheidung, Interims-Coach Önder Karaveli zum Cheftrainer zu ernennen. Nicht wenige hatten erwartet, dass nach dem Abgang von Double-Trainer Sergen Yalçin der nächste renommierte Name den Posten des BJK-Trainers bekleidet. Ob die Festanstellung Karavelis mangels Alternativen erfolgt ist, oder die Verantwortlichen tatsächlich von den Fähigkeiten des Ex-U19-Trainers überzeugt waren, sei mal dahingestellt. Was außer Debatte steht ist die Tatsache, dass die angeschlagenen "Adler", die unter Yalçin von einer ernüchternden Niederlage zur nächsten schlitterten, nun mittlerweile an Stabilität gewonnen haben. Dass man mit der Meisterschaft, trotz deutlicher Leistungssteigerung, nichts mehr zu tun hat, hängt zum Großteil vom großen Punkterückstand sowie der enormen Konstanz von Tabellenführer Trabzonspor ab. Dennoch hat der amtierende Triple-Sieger weiterhin ein Wörtchen bei der Verlosung der europäischen Plätze mitzureden und macht seit der Übernahme von Karaveli vom neuen Minimalismus Gebrauch. Aus neutraler Fan-Sicht hatten in den vergangenen Wochen die Spiele mit BJK-Beteiligung nicht die meisten Tore zu bieten. Im Gegenteil: In den vergangenen sieben Partien sind nie mehr als zwei Tore gefallen. Beşiktaş selbst konnte dabei in keinem der Spiele mehr als ein Tor beisteuern, was für die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive spricht. In der Defensive ließ man hingegen auch nie mehr als ein Tor zu, was auf der anderen Seite die neue defensive Stabilität widerspiegelt.

Knappe Siege unter Karaveli

Dass man in den vergangenen Wochen als Fan eher minimalistische "Adler" zu sehen bekommt, verdeutlicht eine weitere Statistik: Seit der Übernahme Karavelis ging der amtierende Triple-Sieger in fast allen gewonnen Partien als knapper Sieger vom Platz, darunter fünfmal mit einem minimalen Vorsprung von nur einem Tor. Lediglich das Karaveli-Debüt konnte mit einem deutlichen 4:2 überzeugend gestaltet werden. Wie letzterer selbst nach dem Altay-Spiel bestätigte, habe man aufgrund der engen Spielstände immer die Zweifel, dass noch ein Gegentor fallen könnte. Will man einen Vergleich zur erfolgreichen Ära unter Yalçin ziehen, kommt man zur Erkenntnis, dass die Schwarz-Weißen in dieser Saison bisher nicht mit dem erfolgreichen sowie berauschenden Offensivfußball mit vielen Toren auf sich aufmerksam machen. Unter Karaveli ist zweifelsohne eine Verbesserung in den Ergebnissen klar zu erkennen, eine Weiterentwicklung auf dem Platz, gar die starke Form aus der Vorsaison, sucht man jedoch vergebens. Zwar konnten zu Beginn der Saison gescholtene Spieler wie Batshuayi, Larin und Ghezzal mittlerweile mehr Akzente im Spiel setzen als noch unter Yalçin. Die wenigen erzielten Tore bisher offenbaren die wohl fehlende Qualität sowie Konstanz einiger Spieler. Im Hinblick auf die kommende Saison werden die Verantwortlichen daher unter anderem an diesen Baustellen ansetzen müssen. Der neue Minimalismus von Karaveli wird kurzfristig ergebnistechnisch sicherlich weiterhelfen. Eine spielerische Weiterentwicklung im Spiel der Schwarz-Weißen ist jedoch dringend nötig, um spätestens zur kommenden Saison wieder angreifen zu können. Ob dies unter einen neuen Trainer der Fall sein wird, werden die Verantwortlichen entscheiden müssen.