Nach der umjubelten und souveränen Qualifikation für die Europameisterschaft im Sommer folgt für die Türkei nun der Kater. Bereits jetzt – Monate vor dem Turnier – drohen fest eingeplante Akteure auszufallen.

Am härtesten trifft Şenol Güneş dabei sicherlich die Verletzung von Merih Demiral. Der Innenverteidiger von Juventus Turin war vermutlich der beste türkische Spieler während der Qualifikationsrunde und wurde zurecht in die internationale Top 11 gewählt. Am 12. Januar erwischte es den Senkrechtstarter dann allerdings ganz schlimm. Nachdem er zu Beginn der Partie sogar zum 1:0 getroffen hatte, riss sich Demiral beim Topspiel gegen AS Rom nach rund 20 Minuten ohne Fremdeinwirkung das Kreuzband. Geschätzte Ausfallzeit: sechs Monate. Auch wenn sich der Abwehrrecke kämpferisch gab, dürfte der Traum von der EM (dieses Mal) ausgeträumt sein. In der letzten Woche traf es dann Demirals jungen Kollegen und potentiellen Ersatz: Ozan Kabak verletzte sich beim 0:3 gegen Köln schwer am Rücken und wird wohl ebenfalls den Rest der Saison verpassen. Gerade die Innenverteidigung war das Prunkstück während der Qualifikation. Zwar ist man hier mit Söyüncü, Ayhan und Cetin immer noch gut besetzt, vor allem der gesetzte Demiral wird allerdings trotzdem merklich fehlen.

Vakanz im Sturm

Gesetzt war Yusuf Yazıcı unter Güneş zwar nicht, einen Platz im Kader war für den offensiven Mittelfeldspieler von der Schwarzmeerküste allerdings sicher reserviert. Auch jetzt gibt es nach wie vor Hoffnungen für den Mann, der mittlerweile in Lille kickt. Zwar erlitt Yazıcı ebenfalls einen Kreuzbandriss, könnte aber zum Ende der Spielzeit wieder einsteigen. Sein Hoffnung auf einen Kaderplatz lebt also nach wie vor. Als potentiellen Ersatzmann sieht Güneş wohl einen Rückkehrer. Der Nationaltrainer hat bereits angekündigt, dass er Emre Akbaba gerne in den Testspielen gegen Slowenien und Österreich testen würde. Während die Situation im Mittelfeld also noch Anlass zur Hoffnung gibt, klafft im Sturmzentrum nun ein Loch. Cenk Tosun wird das Turnier nach einer Kreuzbandverletzung ebenfalls verpassen und lässt sich nicht eins zu eins ersetzen. Altmeister Burak Yılmaz wäre so zwar normalerweise gesetzt, zeigt sich in dieser Saison allerdings auch sehr verletzungsanfällig. Die potentiellen Ersatzleute Ünal (sechs Tore in Spanien), Yalçın (zwei Tore in der Süper Lig), Kutucu (drei Treffer in der Bundesliga) und Karaman (drei Tore in Deutschland) sind entweder Versprechen für die Zukunft oder bisher einen endgültigen Beweis ihrer Klasse schuldig geblieben. Güneş wird viel improvisieren müssen, auf das ein oder andere medizinische Wunder hoffen und beten, dass sich kein weiterer Leistungsträger verletzt, bevor es am 12. Juni gegen Italien ums Ganze geht.