Die Teams der Stunde heißen Trabzonspor und Galatasaray, die Überraschungsmannschaften Sivasspor und Alanyaspor und die Enttäuschungen Beşiktaş und Fenerbahçe. Von der Spitze grüßt trotzdem ein ganz anderes Team.
So sehr sich die Fans der drei großen Istanbuler Vereine und auch jene aus Trabzon voneinander abgrenzen und unterscheiden, eines dürften sie alle gemeinsam haben: die Angst von einem Meister namens Başakşehir. Der Emporkömmling ist bei den türkischen Traditionsmannschaften aus teils naheliegenden Gründen verhasst – wird aber auch permanent unterschätzt. Seit 2016 wurde der Club am Ende Zweiter oder Dritter und aktuell grüßt er sogar vom Platz an der Sonne. Natürlich muss man berücksichtigen, dass Trabzonspor noch ein Nachholspiel hat und dazu ebenso noch auf den Tabellenführer wartet, wie der Drittplatzierte Galatasaray. Trotzdem sollte man Başakşehir nicht mehr unterschätzen, denn auch in dieser Saison holt der kleine Verein quasi unter dem Radar beständig seine Punkte. Unter dem Radar auch deshalb, weil selten auch nur 10.000 Menschen sich zu einer Partie des Stadtteilvereins verirren. Die wenigen, die es allerdings mit der Mannschaft halten, dürften sich ebenfalls die Augen reiben.
Drittälteste Startelf
Schließlich stand der Verein zu Beginn der Saison vor einer schweren Prüfung. Erfolgstrainer Abdullah Avcı war zu Beşiktaş gewechselt und hinterließ eine Vakanz auf der wichtigsten Position im Verein. Doch nach wenigen Spielen Anlauf bewies sein Nachfolger Okan Buruk eindrücklich, dass er in die großen Fußstapfen treten konnte. Nur drei Niederlagen stehen insgesamt für die Blau-Orangenen zu Buche. Buruk setzt dabei vor allem auf Erfahrung. Başakşehir stellt durchschnittlich die drittälteste Startelf. Die meisten Leistungsträger sind 30 oder sogar wie Škrtel, Clichy, Topal, Elia oder Ba einige Jahre darüber. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und einem klaren taktischen Konzept nervt man seine Gegner und hat sich zu einem ernsthaften Meisterschaftskandidaten gemausert. Auch in Europa ist Başakşehir der letzte Club, der noch die türkische Flagge hochhält. Gerade die Konkurrenten um den nationalen Titel dürften darauf hoffen, dass das noch lange so anhält und dem kleinen Stadtteilverein mit den alten Spielern dadurch am Wochenende die Körner fehlen. Bisher deutet allerdings noch wenig darauf hin.