Stark gestartet, stark nachgelassen: so hätte man Enner Valencias Saison noch vor einigen Wochen beschreiben können. Nun, unter Emre Belözoğlu, hat der Ecuadorianer plötzlich eine feste Rolle, spürt das Vertrauen und kann seiner Mannschaft endlich mit Toren helfen.

Auch unter Erol Bulut stand die Neuverpflichtung von Tigres UANL meistens auf dem Feld. Einen Stammplatz im engeren Sinne hatte Valencia allerdings nicht. Er half immer dort, wo gerade Bedarf war. Mittelstürmer, rechter Flügel, linker Flügel? Valencia übernahm den Job, hatte mitunter allerdings Probleme mit den taktischen Vorstellungen seines Trainers. Das lag nicht daran, dass er selbst diese nicht umsetzen konnte, sondern dass gerade gegen defensive Gegner sein Schnelligkeit nur selten zum Einsatz kam. Die fehlende Spielidee im Aufbau ging auch immer wieder zu Lasten des 56-fachen Nationalspielers, der häufig allein auf weiter Flur agierte und so wenig ausrichten konnte. Dazu kam öfter auch eine fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, eine Corona-Infektion und eine Muskelverletzung. Unter Emre scheint Valencia nun aber seinen Platz bei Fenerbahçe gefunden zu haben.

Treffsicher aus allen Lagen

Zwar setzte ihn auch der neue Trainer zunächst auf dem Flügel ein, was aufgrund seiner Schnelligkeit auch durchaus eine gute Idee ist. Seit Emre allerdings sein System gefunden hat, steht Valencia in vorderster Front – und trifft. Bereits vier Treffer hat er unter seinem neuen Coach erzielt und dabei ein beachtliches Repertoire gezeigt. Mit dem Kopf, mit rechts, per Freistoß und per Elfmeter war Valencia bereits erfolgreich und hätte durchaus einige weitere Treffer beisteuern können. Seine Rolle hat sich mittlerweile geändert. Zwar steht er nominell als einzige Spitze auf dem Platz, weicht allerdings immer wieder auch auf die Flügel aus, so dass die Achter Yandaş und Tufan oder Linksaußen Pelkas in die Mitte rücken können. Das Offensivspiel der "Kanarienvögel" ist dadurch deutlich variabler geworden und die Taktik, einen Flügelspieler ins Zentrum und zwei Zentrumsspieler auf die Außen zu stellen, ist definitiv aufgegangen. Es scheint, als habe Valencia seine Bestimmung gefunden. Kann er seine Leistungen auch im Saisonendspurt bestätigen, könnte die unerwartete Lebensversicherung sogar im Titelrennen noch eine gewichtige Rolle spielen.

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