Noch gehört Halil Dervişoğlu nicht zu den größten Stars im türkischen Fußball. Der Weg dorthin ist für den 22-Jährigen zweifelsohne noch weit, doch seine jüngsten Auftritte im Trikot der "Milli Takım" haben verdeutlicht, welch großes Potential in dem aktuell an Galatasaray ausgeliehenen gebürtigen Rotterdamer schlummert.
Für viele Profis bedeutete das seit gestern beendete Nations-League-Fenster mit vier Spielen in rund zehn Tagen nach einer langen und kraftraubenden Saison mehr Last als Freude. Superstars wie Kevin De Bruyne von den belgischen "Red Devils" machten daraus auch öffentlich keinen Hehl und ließen sich sogar vorzeitig in den Urlaub schicken. Ganz anders dürfte es Dervişoğlu ergangen sein: Der Offensivspieler hatte mit Galatasaray eine durchweg enttäuschende Spielzeit erlebt, die "Cim Bom" letztlich auf Rang 13 abschloss – viel zu wenig für die eigenen Ansprüche der stolzen Gelb-Roten. Auch der vom FC Brentford ausgeliehene 22-Jährige blieb hinter den Erwartungen zurück und traf in 28 Süper-Lig-Einsätzen lediglich vier Mal. Umso größer – zumindest kann man davon ausgehen – war die Vorfreude auf die Auftritte mit der türkischen Nationalmannschaft mit guten Erfolgsaussichten gegen kleine Gegner.
Kreativität, Freude und Qualität
Tatsächlich zeigte Dervişoğlu im Trikot der "Milli Takım" ein ganz anderes Gesicht als über weite Strecken mit Galatasaray. Der 1,83-Meter-Mann fiel durch große Spielfreude auf, demonstrierte seine Fähigkeiten im Abschluss und fütterte die Mitspieler nicht nur einmal mit haargenauen Anspielen. Das honorierte auch Nationaltrainer Stefan Kuntz, der Dervişoğlu in allen vier Begegnungen für die Startelf nominierte. Zurückgezahlt wurde das Vertrauen durch den Galatasaray-Profi mit insgesamt zwei Toren, einer Vorlage und jeder Menge Spaß am Fußball. Egal ob als Teil des Doppelsturms oder als hängende Spitze fungierend, Dervişoğlu meisterte seine ihm angedachte Rolle mit Bravour. Nun gilt es für den Rechtsfuß, diese Leistungen auch gegen wesentlich stärkere Kontrahenten als die Färöer Inseln, Litauen oder Luxemburg zu bestätigen. Bevor es mit der Türkei Ende September in der Nations League weitergeht, liegt es an Dervişoğlu, auch auf Klub-Ebene für Schlagzeilen zu sorgen. Momentan bleibt indes noch abzuwarten, für wen der 13-fache türkische Nationalspieler in der neuen Saison auflaufen wird: Galatasaray verfügt über eine Kaufoption, die bislang noch nicht aktiviert worden ist.
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