Es gab nach der Partie gegen Konyaspor genau eine gute Nachricht für Fatih Terim und Galatasaray: die drei Punkte blieben in Istanbul. Einem Torwartfehler und der Geistesgegenwärtigkeit des eingewechselten Emre Akbaba war es zu verdanken, dass die Partie nicht mit einem verdienten 0:0 endete.

Dabei war Galatasaray sogar das überlegene Team, sammelte deutlich mehr Ballbesitz und gab auch mehr Schüsse auf das gegnerische Tor ab. Die geringe Qualität dieser Schüsse, die spielerische Einfallslosigkeit, offenkundige Schlampigkeit und teilweise mangelhafte Körpersprache dürfte die Fans der Gelb-Roten allerdings zur Weißglut getrieben haben. Zu erklären ist diese Leistung nicht. Galatasaray hat zumindest noch theoretische Chancen auf den Titel und sollte ansonsten zumindest Ansprüche auf Platz 2 anmelden. Zwar liegt Beşiktaş klar in Front und Fenerbahçe ist seit Emres Dienstantritt wieder in der Spur, trotzdem sind beide Teams in dieser Saison auch schon öfter für einen Ausrutscher gut gewesen. Die Saison für Galatasaray ist also nicht vorbei, auch wenn das jüngste Heimspiel etwas anderes vermuten lässt.

Keine Ideen, keine Ausreden

Schwer zu erklären ist die Leistung auch, wenn man sich anguckt, wer da gegen diesen ultra-defensiven Gegner auf dem Platz stand. Weder die hoffnungsvollen Youngster um Kerem Aktürkoğlu, Halil Dervişoğlu und Mostafa Mohamed, noch gestandene Nationalspieler wie Emre Kılınç oder die Routiniers Falcao (spät eingewechselt) und Ryan Babel vermochten auch nur einen Hauch von Spielfreude oder einer zündenden Idee im Spielaufbau zu generieren. Ohne Tempo, Durchsetzungsvermögen und einem geeigneten Positionsspiel wird es auch gegen einen Gegner schwer, der seinerseits nur sehr wenig Interesse am Fußballspielen hat. Dass einer der zahlreichen uninspirierten Fernschüsse von Ryan Babel am Ende tatsächlich doch über Umwege zu einem Torerfolg führte, grenzt da schon beinahe an Hohn. Natürlich sind die drei Punkte am Ende wichtig, Hoffnung auf eine Aufholjagd machen sie allerdings eher nicht. Die Fans dürften trotzdem etwas Positives mitnehmen: Dieses Mal kann die Schuld nicht auf den Schiedsrichter geschoben werden und Mannschaft und vor allem die Verantwortlichen haben keinerlei Alibis mehr. Jetzt liegt es also an Fatih Terim taktisch und in Sachen Motivation jene Spieler zu finden, die die Herausforderung Aufholjagd annehmen, Gençlerbirliği schlagen und dann mit allem was sie haben in das Derby gegen den Tabellenführer gehen. Auch der Coach selbst muss seine Kritiker zum Schweigen bringen und beweisen, dass er seinem Team noch spielerische Ideen vermitteln kann. Betrachtet man das gestrige Spiel wird das eine riesige Aufgabe.

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