So schwer es nach dem bitteren Aus in den WM-Playoffs gegen Portugal auch fällt – die türkische Nationalmannschaft darf jetzt nicht in Aktionismus, noch weniger in Unruhe verfallen, sondern muss sich kritisch hinterfragen, um dann dem nächsten großen Ziel entgegenzuarbeiten. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.
Hängende Köpfe waren am späten Donnerstagabend das kennzeichnende Bild der Türkei, deren Träume von einer Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Katar nach einem bitteren Ende zerplatzen. Es dürfte sich so mancher Anhänger der Halbmond-Sterne nach Spielschluss gefragt haben, wie die Partie verlaufen wäre, hätte Burak Yılmaz zehn Minuten vor dem Ende die große Chance zum Ausgleich vom Elfmeterpunkt genutzt. Hätte das das Spiel endgültig zu Gunsten der Türkei kippen lassen? Hätte auch dann Nordmazedonien im Parallelspiel den Sieg in Italien gelandet, sodass in einem möglichen Endspiel ums WM-Ticket der vermeintlich leichtere Gegner gewartet hätte? Wäre das nicht der von Vorn hein erträumte Königsweg durch die Playoffs gewesen? Fragen über Fragen, auf die es letztlich keine Antworten gibt und die zugleich nichtig sind. Nach dem WM-K.o. sollte die "Milli Takim" nicht verzagen, sondern sich – im richtigen Maße – selbst hinterfragen.
Warum zum Beispiel bekam die Mannschaft einmal mehr die chronische Nervosität zu Spielbeginn nicht unter Kontrolle, obwohl mit Söyüncü, Çalhanoğlu und Co. reihenweise Spieler mit internationaler Klasse auf dem Platz stehen? Warum glaubt die Mannschaft erst wieder selbst an sich und zeigt die eigenen Stärken auf, wenn die Lage aussichtslos erscheint und sie mit dem Rücken zur Wand steht? Das sind Fragen, die sich das Team um Trainer Stefan Kuntz in den nächsten Monaten stellen muss, ohne dabei vom eigenen Weg abzukehren. Denn eines ist auch klar: Die Türkei ist im ständigen Prozess der Weiterentwicklung, der zwar in den letzten Monaten und nun auch wieder, einige empfindliche Rückschläge beinhaltet, aber für die langfristige Zukunft richtig und wichtig ist. Das nächste Ziel heißt nun: Europameisterschaft 2024.