Nach dem tätlichen Angriff des ehemaligen Ankaragücü-Präsidenten Faruk Koca auf den Schiedsrichter Halil Umut Meler will die türkische Schiedsrichtervereinigung geschlossen auftreten und droht mit einem Boykott zukünftiger Spieler, sollten aus diesem Vorfall nicht die "angemessenen Konsequenzen" gezogen werden. 

Über diesen Skandal wird man in der Türkei wohl noch lange sprechen. Nach Abpfiff des Süper-Lig-Spiels zwischen Ankaragücü und Rizespor, das 1:1 ausgegangen war, stürmte der damals noch als Ankaragücü-Präsident im Amt stehende Faruk Koca aufs Feld und streckte den Spielleiter Hamit Umut Meler mit einem festen Faustschlag ins Gesicht zu Boden. Anschließend traten Koca sowie einige Angehörige des Ankaragücü-Trainerstabs noch auf den am Boden liegenden Schiedsrichter ein und sprachen Drohungen und Verwünschungen aus, ehe Spieler, Linienrichter und Personal dazwischengingen und die aufgebrachte Meute vom Geprügelten trennten.

Süper Lig vorerst ausgesetzt

Dieser Vorfall hatte unmittelbare Konsequenzen: Während Meler die Nacht im Krankenhaus verbringen musste, wurden Koca sowie einige weitere Täter von der Polizei festgenommen und befinden sich derweil in Ankara in Untersuchungshaft. Koca hat inzwischen auch sein Amt als Vereinspräsident niedergelegt. Rechtlich gesehen drohen dem 59-Jährigen aber noch weitere Strafen.

Auch für die Süper Lig blieb dieser Angriff nicht ohne folgen, weshalb der Spielbetrieb vorerst ausgesetzt wurde. Mit dem 17. Spieltag soll die Süper Lig zwischen dem 19. und 21. Dezember aber wieder regulär weitergeben, während für den ausgefallenen 16. Spieltag Ausweichtermine gefunden wurden.

Schiedsrichteranfeindungen in der Türkei schon länger ein Problem

Ob aber alle Spiele nun regulär stattfinden können, steht noch nicht final fest, da die türkische Schiedsrichtervereinigung Medienberichten zufolge mit einem Boykott drohe, sollten nicht die "angemessenen Konsequenzen" aus diesem Vorfall gezogen werden. Tatsächlich leiden Unparteiische in der Türkei schon seid längerem unter extremen Anfeindungen und Beleidigungen, nicht nur seitens der Fans, sondern auch von Vereinsverantwortlichen.

Dieser tätliche Angriff sei hierbei lediglich die Zuspitzung einer sich seit Jahren verschärfenden Antipathie gegenüber Schiedsrichtern. Zuletzt machte Galatasaray-Coach Okan Buruk für Negativschlagzeilen als er während des CL-Spiels seiner Mannschaft in München den portugiesischen Spielleiter über die Spielfeldmikrofone laut vernehmbar aufs Übelste persönlich beleidigte.

Schiedsrichtervereinigung fordert harte Sanktionen gegen Täter 

Wie die türkische Zeitung "Sabah" berichtet, hätte sich die türkische Schiedsrichtervereinigung intern darauf geeinigt, dass man keine weiteren Spiele der Süper Lig pfeifen würden, solange nicht "drastische und angemessene Maßnahmen" seitens der TFF ergriffen werden, um die Unparteiischen in Zukunft besser zu schützen.

Man warte, dass die zuständigen Verbände tätig werden und nicht nur gegen Faruk Koca hart vorgehen, sondern auch gegen alle anderen, die die türkischen Schiedsrichter hart angehen, sei es körperlich oder verbal. Erst nachdem die Strafen verhängt seien, werde man überhaupt erst wieder darüber nachdenken, Spiele zu leiten.

TFF wird möglicherweise ausländische Schiedsrichter einsetzen müssen

Sollten die Vereine und die TFF untätig bleiben, so wolle man vorerst keine Spiele mehr im türkischen Profibereich pfeifen. Um die Süper Lig fortzusetzen müsste man dann ausländische Schiedsrichter einfliegen und einsetzen. Dies dürfte dem notorisch klammen türkischen Fußballverband viel Geld kosten. Zudem ist auch nicht klar, ob sich derzeit viele kompetente ausländische Schiedsrichter finden lassen, die in der Türkei pfeifen wollen, wenn sie dort Gefahr laufen, tätlich angegangen und krankenhausreif geprügelt zu werden.