Nachdem er bei der EM-Qualifikation noch der beste türkische Spieler gewesen war, kommt Merih Demiral nach seiner schweren Verletzung weder im Verein noch im Nationaldress wieder vollends auf die Beine. Ein erneuter Wechsel steht im Raum und könnte über den weiteren Karriereverlauf entscheiden.

Während seine beiden Teamkollegen Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini den EM-Pokal in die Höhe rissen, war Merih Demiral längst im Urlaub. Ein Turnier zum Vergessen lag hinter ihm, hatte er doch ausgerechnet gegen Italien mit einem Eigentor die folgende Klatsche eingeleitet, war dann gegen Wales nur von der Bank gekommen und konnte gegen die Schweiz die erneute Niederlage nicht verhindern. Vom hochgelobten Mentalitätsspieler war in diesen Partien nichts zu sehen. Im Gegenteil: Demiral ging mit dem Rest seiner Mannschaft unter. Der Alltag im Verein dürfte nach aktuellem Stand nur wenig für das Selbstbewusstsein des Innenverteidigers tun. Zwar ist Chiellinis Vertrag ausgelaufen, nach diesem Turnier spricht allerdings viel dafür, dass der 36-Jährige noch mindestens eine Spielzeit dranhängt. Bonucci ist sowieso unantastbar und dann ist da auch noch Matthijs de Ligt, der zwar ebenfalls kein gutes Turnier hatte, aber alleine schon aufgrund seiner Ablösesumme vor seinem türkischen Mannschaftskollegen einzuordnen ist. Von hinten drückt dazu Nachwuchshoffnung Radu Dragusin und auch die Gerüchte um einen weiteren gestandenen Innenverteidiger der Marke Jérôme Boateng oder Luiz Felipe reissen nicht ab. Viel Kredit hat Demiral allerdings auch schon jetzt nicht, da er es durch seinen Kreuzbandriss und viele folgende kleinere Verletzungen nie wirklich zum Stammspieler bei der "Alten Dame" gebracht hat. Nach der verpassten Meisterschaft geht man im Piemont nun in die Vollen – und Demiral dürfte wohl wechseln.

Interesse aus Italien und England

Natürlich gibt es einen Markt für den 23-Jährigen. Gerade seine Leistungen während der EM-Qualifikation, als er sogar in die Top 11 gewählt wurde, sind nicht vergessen. Die beiden heißesten Spuren führen nach Rom und Liverpool. Sowohl die AS Rom als auch der FC Everton sollen über den Mann aus Kocaeli nachdenken. Bei beiden sind die Voraussetzungen ähnlich: zwei Vereine, die nicht ganz ins oberste Regal gehören, nun aber mit einem neuen Trainer von Weltrang Aufbruchstimmung erzeugen wollen. José Mourinho bei der Roma und sein Erzfeind Rafael Benítez bei Everton sind beide auf der Suche nach einem hochkarätigen Innenverteidiger. Die Chancen auf regelmäßige Einsatzzeiten wären für Demiral deutlich höher als in Turin. Ein Wechsel, auch wenn er ein kleiner sportlicher Abstieg wäre, könnte nun genau das richtige sein, um verlorenes Selbstbewusstsein zurückzugewinnen. Einen Versuch bei einem der absoluten Topklubs könnte Merih Demiral danach immer noch wagen.

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