Die Freude über die Wiederaufnahme der Bundesliga wich bei den Fans von Schalke 04 schnell blankem Entsetzen: 0:4 im Revierderby gegen den verhassten Erzfeind aus Dortmund. Für zusätzlichen Missmut sorgte ein eigener Spieler – der kann allerdings selbst gar nichts dafür.

Ahmed Kutucu nimmt mit seinen 20 Jahren bereits eine Sonderrolle bei den Königsblauen ein: der gebürtige Gelsenkirchener ist nicht nur Nachwuchshoffnung, sondern auch absoluter Publikumsliebling. In Gelsenkirchen erwartet man einiges von dem türkischen Nationalspieler, der aus seiner Liebe zu seinem Heimatverein keinen Hehl macht. Der Plan der Schalker Verantwortlichen mit ihrem Juwel leuchtet dabei zunächst auch ein. Kutucu soll langsam aufgebaut werden, sich im Training anbieten, dazulernen und dann irgendwann die Planstelle als vorderste Spitze einnehmen. Allein: dem Anhang der Schalker geht diese Entwicklung nicht schnell genug. Bestes Beispiel ist hier besagtes Revierderby, in dem Trainer David Wagner zum ersten Mal gleich fünf Wechsel vornehmen durfte. Kutucu blieb trotzdem 90 Minuten auf der Bank und musste die schmachvolle Niederlage tatenlos hinnehmen.

Kutucu überzeugt mit Spielfreude

Das wäre für die Schalker Fanseele sicher leichter hinzunehmen, wenn die durchaus hochkarätige Konkurrenz spielerisch (noch) die Nase vorne hätte. Doch das Gegenteil ist der Fall. In diesem Kalenderjahr kommen die Schalker nur auf magere vier Tore in der Liga. Neben den beiden Mittelfeldspielern Serdar und McKennie trafen aus der Offensivabteilung lediglich Michael Gregoritsch und eben Joker Kutucu. Benito Raman erzielte den bisher letzten seiner vier Saisontreffer Mitte Dezember, Rabbi Matondo sein einziges Tor im September und Guido Burgstaller hatte in dieser Spielzeit noch gar kein Glück. Nun schießt natürlich auch Kutucu nicht alles in Grund und Boden, drei Tore und zwei Vorlagen bei weniger als 350 Spielminuten insgesamt sind im Vergleich aber durchaus beachtlich. Dazu überzeugt er stets mit vollem Einsatz und belebt die Offensive spürbar. Die Fans fordern jedenfalls immer vehementer eine Chance für ihr Eigengewächs. Kutucu selbst bleibt bescheiden, bekennt sich zu seinem Verein und wartet auf seine nächste Chance. Mit seiner Spielfreude belebt er allerdings nicht nur jedes Mal auf‘s Neue das Schalker Spiel – auch Şenol Güneş wird im Hinblick auf die EM im nächsten Jahr genau hinschauen.

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