Der Himmel ist grau über Dortmund. So grau wie schon lange nicht mehr – und er spiegelt 1:1 die Leistungen der Borussia in den vergangenen Wochen wieder. Nach dem grandiosen Saisonstart dachten nicht wenige rund um den Signal Iduna Park, dass in diesem Jahr sogar der ganz große Wurf drin ist und die Bayern nach Jahren des Alleingangs an der Spitze abgelöst werden könnten.

Dieser fromme Wunsch ist erst knapp zwei Monate alt – und hört sich doch wie eine Geschichte aus einer fernen Vergangenheit an. Seit dem 2:1-Sieg in Augsburg hat die Borussia auf fünf Bundesligaspielen gerade einmal einen Punkt geholt – dazu zweimal gegen APOEL Nikosia in der Champions League nicht gewinnen können.

Eine Spurensuche in Dortmund gestaltet sich schwierig. Den gesamten sportlichen Niedergang nur Peter Bosz und seinem neuen hochstehenden System zuzuschreiben, wäre zu einfach. Die Verletzungsprobleme auf den essentiell wichtigen Außenverteidigerpositionen sind zwar nicht von der Hand zu weisen, aber unter dem Strich auch zu „billig“ als Ausrede.

Fehlanalyse der vergangenen Saison?

Speziell die aktuelle Verfassung der Verteidigung wird den Verantwortlichen des BVB die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Individuelle Fehler, soweit das Auge reicht: Der frühe Gegentreffer beim VfB Stuttgart setzte dem Zirkus der Unzulänglichkeiten zuletzt die Krone auf. Und doch kann dies bei objektiver Betrachtung nicht wirklich überraschen: Schon in der starken Vorsaison konnte die Borussia mit den Bayern nicht Schritt halten, da sie sich insbesondere auswärts viel zu anfällig zeigte.

Dortmund reagierte zwar im Sommer in Form der Transfers von Ömer Toprak und Jeremy Toljan, doch spielen diese eine bislang eher untergeordnete Rolle. Es bleibt ein Rätsel, warum diese kostspieligen Transfers überhaupt getätigt wurden. Eine nachhaltige, starke Lösung im vakanten Abwehrzentrum wäre von Nöten gewesen – stattdessen verpflichtete man weitere "Mitläufer".

Tuchel-Entlassung bleibt fragwürdig

Gerade unter den Eindrücken der jüngsten Wochen stellt sich die fast schon melancholische Frage, warum eigentlich Thomas Tuchel entlassen wurde. Der nach Punkten beste Trainer der Vereinsgeschichte wurde nach dem Pokalsieg im Mai gegangen, da es persönliche Differenzen zwischen der Vereinsführung um Hans-Joachim Watzke und dem eigenwilligen Trainer gab.

Doch auch wenn Tuchel menschlich sicherlich nicht einfach ist, so war er sportlich stets in der Lage, sein System und die Mannschaft an den jeweiligen Gegner anzupassen und somit das Optimum aus seiner Truppe rauszuholen. Es bleibt ein großes Fragezeichen, warum Watzke und Co in diesem Fall persönliche Interessen über das Wohl des Vereins gestellt haben – zumal kein wirklicher Masterplan in der Hinterhand vorhanden war.