Es war der Tag der Tage, auf den die Fans des FC Liverpool über 30 Jahre lang gewartet hatten. Gestern Abend wurde der Meistertitel perfekt gemacht, weil Manchester City entscheidend gepatzt hatte. Die Freude war überwältigend, Tränen flossen, es wurde gefeiert bis in die frühen Morgenstunden. Abstände? Corona-Maßnahmen? Nicht gestern Abend, nicht in Liverpool.
"Feiert gern Zuhause mit Bier, aber bleibt Zuhause." Ein netter Versuch von Meister-Trainer Jürgen Klopp, der beim Aussprechen dieser Worte vermutlich schon wusste: Halten wird sich daran ohnehin niemand. Gestern Abend verlor Manchester City gegen den FC Chelsea, es war ein Patzer, der den Reds endlich den heiß ersehnten Meistertitel brachte. In Liverpool brachen nun alle Dämme. Eindringlich wurde darum gebeten, sich nicht zum Feiern zu treffen, doch einigen tausend Fans war das vollkommen egal. Sie versammelten sich an de Anfield Road, zündeten Pyrotechnik und stimmten eine große Party an. Versammlungsverbote? Mindestabstand? Das war für einige Stunden vollkommen egal.
Droht nun ein Nachspiel?
Verständnis für die tollen Bilder aus Liverpool hat wohl jeder Fußballfan. Man mag sich gar nicht ausmalen, was los gewesen wäre, hätte die Corona-Krise nicht die gesamte Welt im Griff. 30 Jahre lang wartet man auf die Meisterschaft, dann spielt man die beste Saison der Geschichte und darf nicht feiern? So traurig es auch klingt, aber das, was die Fans der Reds gestern Abend veranstaltet haben, war eigentlich komplett verboten. Noch hat sich niemand im Land zu den Vorfällen geäußert und über rechtliche Konsequenzen nachgedacht. Solch ein Szenario droht übrigens auch am Sonntag in der Bundesliga. Der VfB Stuttgart hat ein Heimspiel und wird anschließend aufgestiegen sein, trotz eindringlicher Warnungen laufen bereits Fan-Planungen für eine Feier. Man möchte den Politikern am liebsten zurufen: Drückt beide Augen zu, die Emotionen eines Fußballfans sind nun einmal kaum zu kontrollieren.
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