Im letzten Länderspielt des Jahres 2024 kam das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht über ein 1:1 in Ungarn hinaus. Um ein Haar hätte man sich mit einem Sieg verabschiedet, doch in der 9. Minute der Nachspielzeit verwandelte Dominik Szoboszlai noch einen strittigen Handelfmeter. Aber auch vom Unglücksfaktor abgesehen, hatte die deutsche B-Auswahl an diesem Abend mit den taktisch disziplinierten Ungarn merkliche Probleme. Die Leistungen der deutschen Nationalspieler in der Einzelkritik. 

Alexander Nübel: 
Während der Stuttgarter bei seinem Länderspieldebüt in Bosnien den einzigen Abschluss auf seinen Kasten nicht halten konnte, hatte er an diesem Abend mehr Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Gleich drei Großchancen parierte der 28-Jährige und sorgte mit seiner starken Leistung überhaupt erst dafür, dass die DFB-Auswahl dieses Spiel nicht verlor. Trotz seiner guten Szenen hatte Nübel allerdings hier und da Ungenauigkeiten in seinem Aufbauspiel drin. Beim Gegentor vom Punkt war nicht viel zu machen. (Note: 1,5)

Joshua Kimmich: 
Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft verlebte in Budapest einen schwierigen Abend. Nur eine Halbzeit lang konnte der 29-Jährige aktiv mitwirken, doch diese Halbzeit war vor allem von Ungenauigkeiten und Abstimmungsschwierigkeiten der Deutschen geprägt. Dennoch versuchte Kimmich viel ging voran, obgleich nichts Zählbares dabei rumkam. Zum Seitenwechsel blieb der Münchner in der Kabine und Robin Gosens kam für ihn in die Partie. (Note: 3)

Robin Koch: 
Ein wenig der tragische Held der DFB-Auswahl, der die meiste Zeit defensiv sehr souverän wirke, aufmerksam war und vor allem durch sein gutes Stellungsspiel mehrere potenziell gefährliche Situationen schon vor ihrer Entstehung auflöste, dann aber durch sein unglückliches Handspiel im eigenen Strafraum in buchstäblich letzter Sekunde seiner Mannschaft gewissermaßen den Sieg kostete. Dem Frankfurter einen wirklich großen Vorwurf zu machen, wäre allerdings nicht angemessen, war dies doch eine durchaus strittige Entscheidung und hatte der Innenverteidiger ansonsten eine gute Partie gemacht. (Note: 2,5)

Nico Schlotterbeck: 
Zwar hatten die Deutschen defensiv so ihre Probleme, das lag allerdings eher an konsequent ausgespielten Kontern der Ungarn und weniger an einer wackeligen Innenverteidigung. Auch Nico Schlotterbeck wirkte insgesamt stabil, gewann wichtige Zweikämpfe und überzeugte durch ein präzises Passspiel. Vor dem zwischenzeitlichen 1:0 warf sich der Dortmunder im Stile eines echten Mittelstürmers nach einer deutschen Ecke in den Ball und brachte diesen gefährlich aufs Tor, sodass sein Mannschaftskamerad Felix Nmecha abstauben konnte. (Note: 2)

Benjamin Henrichs: 
Begonnen auf der linken Abwehrseite, wechselte der Leipziger nach der Pause nach rechts. Auf beiden Seiten machte Henrichs seine Sache sehr ordentlich, schob gut an und führte viele Zweikämpfe. Jedoch gelang es ihm nicht wirklich, durch gute Flanken für Gefahr zu sorgen und auch vertändelte der 27-Jährige unnötig den Ball, was zu guten Kontersituationen der Ungarn führte. (Note: 3)

Robert Andrich: 
Der einzige deutsche Nationalspieler, der auf diesem Lehrgang alle Minuten für sein Team auf dem Platz absolvierte, fiel in der ersten Halbzeit als Ruhepol und tiefstehender Spielmacher auf, der tatsächlich durch tolle weite Bälle einige vielversprechende Situationen einleiten konnte. In der zweiten Hälfte jedoch ging dem Leverkusener die gewohnte Souveränität etwas ab und er verlor einige wichtige Zweikämpfe im Mittelfeld. In der Nachspielzeit direkt vor dem Elfmeter der Ungarn brachte der 30-Jährige durch Meckern unnötig Unruhe ins Spiel, was ihm auch eine Gelbe Karte einbrachte. (Note: 3,5)

Felix Nmecha: 
Das Startelfdebüt in der deutschen Nationalmannschaft wusste der Dortmunder für sich zu nutzen. Als beweglicher Aktivposten, der praktisch überall auf dem Platz zu finden war, sorgte er sowohl in der Offensive als auch in der Defensive für Überzahlsituationen und machte damit sowie mit seiner energischen Zweikampfführung den Ungarn im Mittelfeld das Leben ziemlich schwer. In der 76. Spielminute blieb der 24-Jährige nach einer Ecke von Florian Wirtz aufmerksam und schob die Kugel nach einem Abpraller zum zwischenzeitlichen 1:0 über die Linie. Gerade in der ersten Halbzeit allerdings spielte Nmecha ein, zwei unnötige Fehlpässe. (Note: 1,5)

Leroy Sané: 
Der vielkritisierte Münchner wirkte an diesem Abend von Beginn an sehr motiviert und war neben Alexander Nübel und Felix Nmecha wahrscheinlich der beste deutsche Spieler der ersten Halbzeit, denn alle vielversprechenden Offensivaktionen der Deutschen liefen über ihn. Trotz guter Bewegungen und einiger kluger Pässe Sanés wurde es nur selten gefährlich. In der zweiten Halbzeit fiel wurde der 28-Jährige gerade nach der Hereinnahme von Havertz, Musiala und Wirtz unauffälliger. Nach 80 Minuten war dann für Leroy Sané Schluss und für ihn kam Tim Kleindienst in die Partie. (Note: 2,5)

Julian Brandt: 
"Viel Aufwand, sehr wenig Ertag", so lässt sich im Prinzip die Leistung Julian Brandts in Budapest zusammenfassen. In der ersten Halbzeit war der Dortmunder zwar oft am Ball und viele Offensivbemühungen liefen über ihn, jedoch fiel der Edeltechniker an diesem Abend vor allem durch ungewohnte Stock- und Passschwierigkeiten auf. So rutschte ihm wiederholt bei Annahmen der Ball über den Schlappen und selbst kurze Pässe kamen oft nicht an. Dabei versuchte der offensichtlich sehr motivierte Brandt sehr viel und zeigte Arbeitseifer, doch gelang ihm nur sehr wenig. Nach 61 gespielten Minuten wurde Julian Brandt dann durch seinen ehemaligen Leverkusener Mannschaftskollegen Kai Havertz ersetzt. (Note: 4)

Chris Führich: 
Obgleich der Tempodribbler beim VfB Stuttgart ein gutes Jahr hatte, der sich seine Nationalteamnominierungen somit verdient hat, konnte er im Deutschland-Trikot bislang noch gar nicht überzeugen und machte in Budapest wohl sein bislang schwächstes Länderspiel. Nur selten am Ball und insgesamt sehr unauffällig hatte Chris Führich lediglich eine oder zwei Situationen, in denen er seine Qualitäten im Ansatz zeigen konnte, die meiste Zeit jedoch lief der Flügelstürmer nur hinterher und verhedderte sich in der stabil stehenden ungarischen Abwehr. Nach etwas über einer Stunde war auch für Führich die Partie zu Ende und an seiner Stelle betrat Jamal Musiala das Feld. (Note: 4,5)

Serge Gnabry: 
Man merkte schnell, dass den Deutschen ein echter Mittelstürmer im gegnerischen Strafraum fehlte. Serge Gnabry versuchte zwar durch geschickte Läufe immer wieder Räume für seine Mitspieler zu reißen, da die Truppe in dieser Zusammenstellung aber noch nicht eingespielt war, saßen die Automatismen auch noch nicht, wodurch selbst gute Aktionen Gnabrys schnell verpufften. Ansonsten war der Münchner allerdings nur selten am Ball, blieb oft am Gegner hängen und spielte viele Fehlpässe. In der 61. Spielminute wurde der Angreifer dann durch Florian Wirtz ersetzt. (Note: 3,5)

Robin Gosens (ab Spielminute 46): 
Die Einwechslung des Fiorentiners brachte zu Beginn der zweiten Halbzeit durchaus Schwung in die Partie und Gosens machte über seine linke Seite ordentlich Alarm. So hatte der Linksverteidiger beispielsweise die erste richtig gute Chance für Deutschland, nachdem er diese mit seinem schwächeren rechten Fuß allerdings nicht verwerten konnte, tauchte Gosens immer weiter ab und war vor allem gegen Ende der Partie kaum noch zu sehen. (Note: 3)

Jamal Musiala (ab Spielminute 61): 
Gegen Bosnien & Herzegowina noch absolute Weltklasse konnte der Dribbelkünstler seine Qualitäten nach seiner Einwechslung nur sehr sporadisch auf den Platz bringen. Das erhoffte Zusammenspiel mit Offensiv-Partner Florian Wirtz wollte nicht wirklich in die Gänge kommen und von einigen sehr ansehnlichen, letztendlich aber erfolgslosen Dribbelversuchen war vom 21-Jährigen nur sehr wenig zu sehen. (Note: 3,5)

Florian Wirtz (ab Spielminute 61): 
Nach etwa einer Stunde wollte Bundestrainer Julian Nagelsmann neuen Offensivschwung in das deutsche Spiel bringen, wobei Florian Wirtz vor allem den kreativen Part im Passspiel übernehmen sollte. Dies klappte nur stellenweise, da der Leverkusener sehr schnell in harte Zweikämpfe verwickelt wurde und erstmal ein paar Momente brauchte, um sich zu akklimatisieren. Nach einer Weile jedoch war Florian Wirtz der Fixpunkt in der deutschen Offensive und leitete mehrere gute Aktionen ein. Auch die Standards wurden durch den 21-Jährigen nun mit deutlich mehr Schärfe getreten. So brachte Wirtz beispielsweise in der 76. Spielminute die für den ungarischen Torwart schwer zu berechnende Ecke in den Strafraum, die letztlich zum zwischenzeitlichen 1:0 für die deutsche Mannschaft führte. Trotzdem schafften es die Ungarn über lange Zeit, den deutschen Spielmacher durch konsequentes Doppeln immer wieder aus dem Spiel zu nehmen. (Note: 2,5)

Kai Havertz (ab Spielminute 61): 
Der Arsenal-Star führte sich gleich erstmal durch einen satten Pfostentreffer in die Partie ein und signalisierte damit, dass fortan in der deutschen Offensive ein anderer Wind wehte. Sehr beweglich tauchte Havertz praktisch überall auf dem Platz auf, jedoch schafften es die Ungarn erstaunlich gut, den 25-Jährigen immer wieder zuzustellen, sodass er oftmals nicht angespielt werden konnte, was seinen Einfluss auf das Spiel minderte. Kam Havertz allerdings mal an die Kugel, dann machte er das Spiel meist schnell und der Druck auf die gegnerische Abwehr erhöhte sich. (Note: 3)

Tim Kleindienst (ab Spielminute 80): 
Der Gladbacher sollte in der Schlussphase eine weitere Strafraumoption für die Deutschen bilden, war abgesehen von ein paar guten Ablagen und einigen cleveren Bewegungen kaum zu sehen. Eine adäquate Bewertung ist auch ob der kurzen Zeit auf dem Platz nicht möglich.