Management-Raus-Rufe, Pfeifkonzerte für die Spieler – die Fenerbahçe-Fans haben bei der 2:3-Niederlage gegen Slavia Prag in der Conference League erneut ihren Unmut zur Geltung gebracht. Trainer Ismail Kartal versucht zu beschwichtigen und will jetzt fürs Rückspiel mobilisieren.

Am Mittwoch auf der Spieltags-Pressekonferenz hatte Ismail Kartal noch mit voller Innbrunst erklärt, Fenerbahçe werde das Conference-League-Spiel zuhause gegen Slavia Prag gewinnen und sich so eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel schaffen. Am Donnerstagabend nach Spielende verfing sich der Kanarienvögel-Coach dann nur noch in Durchalteparolen: "Ich glaube nach wie vor, dass wir eine gute Chance haben weiterzukommen", meinte Kartal nach der 2:3-Niederlage gegen den tschechischen Meister, der zwischenzeitlich einmal mehr sämtliche Defizite des türkischen Traditionsklubs schonungslos offenlegte. Mitte der zweiten Halbzeit, als Fenerbahçe gerade der 1:1-Ausgleich durch Pelkas gelang, setzte ein derartiger Leistungsabfall ein, dass die Hausherren binnen weniger Minuten zwei Tore schlucken mussten – und spätestens dann den Zorn der eigenen Anhängerschaft auf sich zogen.

Fortan bekam die Kadıköy-Elf in eigenem Ballbesitz das zu spüren, was sonst nur der Gegner über sich ergehen lassen muss: ein gellendes Pfeifkonzert, garniert noch mit kollektiven Sprechgesängen, die das Management um Präsident Ali Koç zum sofortigen Rücktritt aufforderten. Trainer Kartal versuchte im Anschluss die Wogen zu glätten, bat bei den Fans um Verständnis: "Ich kenn Fenerbahçe sehr gut und kann die Unzufriedenheit verstehen. Aber wir arbeiten mit dem Management eng zusammen und versuchen immer, das Beste herauszuholen. Übrigens auch im Winter; da wollten wir ein, zwei Spieler als Verstärkung verpflichten. Aber die Spieler, die uns wirklich verstärkt hätten, haben wir nicht bekommen können, weil sie zu teuer waren." Nun muss es das aktuelle Personal richten, alles in der Macht stehende versuchen, im Rückspiel zu gewinnen und das Weiterkommen zu erzwingen. Kartal verspricht: "Wir fahren nach Prag, um weiterzukommen." Es wäre nicht das erste Versprechen, was gebrochen werden würde.