Nach dem historisch schlechten 6. Platz in der letzten Saison, wurden in dieser Spielzeit die Weichen bei Fenerbahçe auf einen Neuanfang gestellt. Im Schatten der Neuverpflichtungen wie Max Kruse, Luiz Gustavo oder Deniz Türüç und natürlich des zurückgekehrten Kapitäns Emre Belözoğlu sorgt bisher allerdings ein alter Bekannter für Furore, der bereits abgeschrieben zu sein schien.

Ozan Tufan hat in seinen jungen Jahren bereits einiges erlebt. 2015 unterschrieb er als hoffnungsvolles Nachwuchstalent in Kadıköy und verließ seine Geburtsstadt Bursa, um Titel zu erlangen und auch international für Furore zu sorgen. Da hatte er sein erstes von mittlerweile 44 Länderspielen bereits bestritten. Statt um Erfolge zu kämpfen, kämpfte Tufan aber bald mit sich selbst. Weder in der Nationalmannschaft, noch im Trikot der "Kanarienvögel" konnte der junge Hoffnungsträger die Erwartungen erfüllen. Schlimmer noch: Tufan wurde bei der EM 2016 von nicht wenigen Fans und Kommentatoren die Hauptschuld an der unglücklichen Niederlage gegen Kroatien gegeben, da er sich im entscheidenden Moment auf das Richten seiner Frisur konzentriert habe, statt den Schuss von Luka Modrić zum 0:1 Endstand abzuwehren. Um Äußerlichkeiten ging es auch danach häufig. Tufan wurde ein schlechter Lebenswandel vorgeworfen, der zu Übergewicht führte. Sein Arbeitgeber Fenerbahçe zog 2018 in Person von Trainer Aykut Kocaman bald die Reissleine und verbannte den Mittelfeldspieler wegen schlechter Trainingsleistungen in die U21. Schließlich wurde Tufan in der Winterpause an Alanyaspor verliehen.

Ein unerwartetes Comeback

Hier zeigte er wieder ein anderes Gesicht und stand in allen 17 Rückrundenspielen auf dem Feld. Eine erneute Nominierung für die Nationalelf war der verdiente Lohn. Trotzdem rechneten nur wenige damit, dass ausgerechnet Ozan Tufan auch nach dem großen Umbruch noch einmal das gelb-blaue Trikot tragen würde. Sie sollten sich irren. Bereits in der durchwachsenen Vorbereitung fiel der Rückkehrer positiv auf und machte nicht nur mit einem beeindruckenden Weitschusstor gegen Real Madrid von sich reden, sondern schien auch körperlich an sich gearbeitet zu haben. In allen drei Spielen der bisherigen Saison stand Tufan über die volle Spielzeit auf dem Platz und wusste zu überzeugen. Zunächst als Sechser neben Emre, dann – nach Mauricio Islas Verletzung – als Antreiber und Abräumer rechts hinten. Dadurch dass Neuzugang Luiz Gustavo wohl verletzt ausfällt, dürfte Tufan nach der Länderspielpause wieder auf seine angestammte Position im Zentrum rücken. Für die Türkei konnte er gegen Andorra nach einer leichten Verletzung zwar nur als Einwechselspieler mitwirken, sorgte dafür aber für den erlösenden Siegtreffer kurz vor Schluss. Gegen Moldawien winkt wieder ein Platz in der ersten Elf für den unermüdlichen 24-Jährigen, den viele bereits abgeschrieben hatten.

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