Während Tabellenführer Beşiktaş bereits am Nachmittag gegen Karagümrük antreten muss und somit weite Wege ausbleiben, ist Verfolger Fenerbahçe knapp 900 Kilometer nach Osten gereist und trifft heute Abend auf Sivasspor. Ein wichtiger Akteur hat die Reise allerdings nicht mit angetreten.

Mit Ozan Tufan ist einer der Dauerbrenner und Leistungsträger nicht mit an Bord. Seine vierte Gelbe Karte zwingt den 25-Jährigen zum Zuschauen und damit Erol Bulut zur Umstellung. Tufan ist eigentlich aus der Ersten Elf nicht wegzudenken und bildet gemeinsam mit Luiz Gustavo eine bärenstarke Doppelsechs. Während der Brasilianer das Spiel häufig tief aus der eigenen Abwehr aufbaut und teilweise sogar den linken Flügel besetzt, orientiert sich Tufan nach vorne. Vier eigene Tore und fünf Vorlagen kann der türkische Nationalspieler bereits vorweisen. Er hat in dieser Saison nochmal einen großen Schritt gemacht und hat mittlerweile sogar lange Bälle im Repertoire, wie jenen, der gegen Ankaragücü das zweite Tor einleitete. Ein zweiter Spieler mit Tufans Qualitäten steht nicht im Kader, weshalb Bulut nicht nur eine Position neu besetzen muss, sondern gleichzeitig auch die Statik verändern. Die naheliegendste Option neben Gustavo wäre José Sosa. Der 35-Jährige war als Nachfolger für Emre Belözoğlu verpflichtet worden, bleibt bisher allerdings noch hinter den Erwartungen zurück. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen bremsen den Argentinier immer wieder kleinere Verletzungen, so dass er nicht wirklich in Tritt kommt. Dazu ähnelt seine Spielweise zumindest in Teilen denen seines designierten Nebenmanns. Bauen Gustavo und Sosa das Spiel gemeinsam von hinten auf, fehlt der fleißige Box-to-Box-Spieler, der Räume schafft oder wahlweise schließt. So bleibt Sosa zwar der wahrscheinlichste Tufan-Vertreter, Gustavo müsste sein Spiel dann allerdings anpassen.

Die Statik wird verändert

Das wäre auch bei der zweiten Alternative so. Sowohl Erol Bulut als auch Nationaltrainer Şenol Güneş haben Mert Hakan Yandaş bereits im zentralen Mittelfeld getestet – allerdings mit überschaubarem Erfolg. Fenerbahçes Nummer 8 ist der Fleiß nicht abzusprechen, seine Qualitäten kommen in der Offensive allerdings deutlich besser zur Geltung. Yandaş ist sicherlich eine mögliche Lösung, aber auch hier müsste dann Gustavo sein Spiel anpassen und sich deutlich defensiver orientieren. Das wiederum ginge auf Kosten des eigenen Angriffspiels. Die weiteren Alternativen sind allerdings noch unwahrscheinlicher: Mauricio Lemos findet aktuell keinen Platz im Abwehrzentrum und hat bereits Erfahrungen auf der Sechs. Er wäre allerdings eine sehr defensive Option in einem Spiel, bei dem man über mehr Ballbesitz verfügen dürfte. İsmail Yüksek feierte gegen Ankaragücü zwar sein Debüt für Fenerbahçe, konnte allerdings nur bedingt Eigenwerbung betreiben. Positiv ausgedrückt spielte er sehr unbeschwert und selbstbewusst auf, negativ ausgedrückt traf er zu häufig die falschen Entscheidungen und übersah seine Mitspieler. Der 21-Jährige ist sicher ein Spieler für die Zukunft, aktuell spricht aber noch wenig für einen Startelfeinsatz. Auch Fatih Yiğit Şanlıtürk hat die Reise mit angetreten, dürfte allerdings höchstens als Joker zum Einsatz kommen. Tolga Ciğerci ist weiterhin verletzt und daher nicht dabei.

Egal, wer Tufan am Ende ersetzt, zwei Dinge sind sicher: Die Statik des Spiels wird sich verändern, da kein zweiter Tufan im Kader steht und trotzdem ist ein Sieg gegen den Tabellenelften Pflicht – unabhängig von der Besetzung des Mittelfeldes.