Nachdem Fenerbahçe im Laufe der Saison zwischendurch auf Notlösungen für die beiden offensiven Außen setzen musste, kann Ersun Yanal jetzt fast aus den Vollen schöpfen. Eine luxuriöse Situation für den Trainer, die aber auch Zündstoff birgt.

Beim überzeugenden 5:1 gegen Konyaspor sorgten zwei Spieler für Gefahr über die Seiten, die in dieser Saison bereits durch Verletzungen gebremst worden waren. Garry Rodrigues erzielte dabei nicht nur sein zweites Saisontor, sondern bereitete den Treffer von Ozan Tufan vor und war insgesamt in einer starken Mannschaft sogar der beste Spieler. Auf der gegenüberliegenden Seite feierte Victor Moses sein Comeback und beackerte über 80 Minuten den rechten Flügel. Diese beiden Spieler dürften auch für die kommenden Aufgaben die erste Wahl sein, auch wenn Ersun Yanal eigentlich viele Optionen hätte. Bisher brachte der Coach bereits drei verschiedene Spieler für die linke Offensivseite und sogar fünf für rechts (Einwechselungen eingeschlossen). Während Rodrigues auf links die naheliegendste Option ist, hat Moses zu Beginn der Saison mit Deniz Türüç eigentlich einen starken Konkurrenten dazubekommen. Der türkische Nationalspieler konnte im blau-gelben Dress allerdings bisher noch nicht wirklich überzeugen. Zwischenzeitlich wurde ihm sogar mit Ozan Tufan ein Spieler vorgezogen, der eher etwas defensiver zuhause ist. Die starke Vorstellung im letzten Heimspiel spricht natürlich für Moses und Rodrigues und zementiert ihren Status als erste Wahl. Zahlreiche andere Spieler müssen sich daher (erneut) hinten anstellen.

Neun Kandidaten für zwei Plätze

Neben dem erwähnten Türüç ist an erster Stelle sicher mit Ferdi Kardioglu ein junges, aufstrebendes Talent zu nennen, das zu Beginn der Saison von sich reden machte. Ein Tor und ein Assist standen nach zwei Spieltagen zu Buche. Seitdem ist nicht mehr viel passiert. Der niederländische U21-Nationalspieler kam nur noch auf zwei Kurzeinsätze und wartet seit dem fünften Spieltag auf einen Einsatz. Zeitweise stand der 20-Jährige nicht mal im Kader, weshalb er offenbar mit einem Wechsel in der Winterpause kokettiert. Von einem Wechsel ist Alper Potuk meilenweit entfernt. Im Gegenteil: der 28-Jährige verzichtet zugunsten eines neuen Vertrags sogar auf große Teile seines Gehalts. Knapp 30 Minuten in vier Spielen hat der ehemalige türkische Nationalspieler auf dem Feld gestanden. Im Gegensatz zu Kardioglu ist für Potuk die Rolle als Joker allerdings kein Problem. Zusätzlich zu den gelernten Außenstürmern hoffen auch einige Spieler auf Einsätze, die eigentlich auf anderen Positionen zuhause sind. Ozan Tufan pendelt zwischen zentralem Mittelfeld, rechter Verteidigung und rechtem Flügel. Hier wird es interessant zu sehen wo sein Platz ist, wenn Gustavo, Belözoğlu und Kruse im Zentrum sowie Isla rechts hinten fit sind. Möglich dass er dann mit Moses um den Platz vorne rechts streitet. Ähnlich ist die Situation bei den beiden zentralen Mittelfeldspielern Tolga Ciğerci und Miha Zajc. Beide haben bereits auf den Flügeln ausgeholfen und hoffen auf weitere Bewährungschancen. Nabil Dirar ist derzeit verletzt, konnte mit starken Auftritten als Linksverteidiger allerdings Werbung in eigener Sache machen. Ersun Yanal wird froh sein, dass er aktuell fast aus den Vollen schöpfen kann. Trotzdem sieht er sich jetzt mit zwei Aufgaben konfrontiert: er muss die beste Besetzung für die zwei Flügelpositionen finden und gleichzeitig den eventuellen Unmut der Reservespieler moderieren. Gelingt ihm das, ist Fenerbahçe auch auf den Außen top aufgestellt.