Die finanziellen Folgen aus der Corona-Krise werden für die türkischen Klubs noch gravierender ausfallen als anfangs vermutet. Galatasaray und Beşiktaş drängen daher ihre Profis zum Gehaltsverzicht. Statt Solidarität kommt aus der Mannschaft aber eher Gegenwind. Es droht mächtig Ärger.
Nach verspätetem Eintritt werden bei den türkischen Süper Lig-Klubs die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise immer deutlicher. Für die ohnehin klammen und seit Jahren hoch verschuldeten Groß-Klubs geht es in den nächsten Monaten einzig allein um die bloße Existenz. Um den freien Fall der an der Börse dotierten Vereine auszubremsen, gelten Gehaltsverzichte der Profis mittlerweile als effektivstes Mittel. Das Problem ist nur: Anders als beispielsweise bei der AS Rom wollen die Profis der türkisches Top-Klubs nicht freiwillig auf Teile ihres Gehalts verzichten.
Zahlt Beşiktaş bald gar nicht mehr?
Bei Beşiktaş wird schnell klar, warum nicht. Die "Schwarzen Adler" hatten bereits in der Vergangenheit vermehrt Ärger mit ausstehenden Gehaltszahlungen. Zuletzt klagte Torwart Loris Karius bei der FIFA wegen fehlender Überweisungen in Höhe von 1,6 Millionen Euro. Beşiktaş setzte den deutschen Schlussmann prompt vor die Türe und kündigte den noch bis Sommer bestehenden Leih-Vertrag mit dem Liverpool FC. Selbst Kapitän Burak Yılmaz erklärte, er werde auf nicht mehr als zehn Prozent seines aktuellen Gehalts verzichten. Der Plan der Führungsetage sieht dagegen vor, dass Top-Verdiener wie Burak auf mindestens 50 Prozent ihres Salärs verzichten. Willigen die Profis die Vorgabe nicht ein, sieht sich der Klub gezwungen zu handeln. Dem Vernehmen nach möchte Beşiktaş dann nur noch für absolvierte Leistungen zahlen. Heißt: Die Spieler würden im Zeitraum des pausierten Spielbetriebs überhaupt kein Geld bekommen. Dann dürfte dem 15-fachen türkischen Meister allerdings eine gewaltige Klagewelle drohen.
Galatasaray: Nur Kapitän Selçuk İnan zeigt Loyalität
Auch bei Stadtrivale Galatasaray stehen sie vor einer Zerreißprobe. Der Geheltsverzicht der Profis wird auch hier unumgänglich sein, wenn man halbwegs schadlos aus der Krise kommen möchte. Wie aus dem Klubumfeld zu hören ist, müssen sich die Galatasaray-Profis bis zum 8. Mai endgültig entscheiden, ob sie die vom Vereinsvorstand geplanten Einbußen akzeptieren oder nicht. Bislang solidarisierte sich einzig Selçuk İnan eindeutig mit "Cim Bom" und dem Gehaltsverzicht. Als größter Rebell des Spar-Kurses gilt indes Star-Stürmer Radamel Falcao, der im Hintergrund bereits seinen zeitigen Abschied aus Istanbul planen soll. Die rund fünf Millionen Euro Nettogehalt des Kolumbianers wird der türkische Rekordmeister bald ohnehin nicht mehr aufbringen können.