Mittlerweile sind sich nahezu alle Fachmedien in Deutschland und der Türkei einig, dass der Transfer von Rıdvan Yılmaz zu Eintracht Frankfurt wohl noch in den nächsten Tagen vollzogen wird. Fragezeichen gibt es nur bezüglich der Ablösesumme – und der künftigen Rolle des Linksverteidigers.
Das 21-jährige Eigengewächs war in einer durchwachsenen Saison einer der wenigen Lichtblicke für Beşiktaş. Yılmaz ist fleißig, schnell und technisch gut ausgebildet. Gleichzeitig gibt es natürlich noch eine Menge Entwicklungspotenzial, was sicherlich auch Eintracht Frankfurt wohlwollend zur Kenntnis genommen hat. Für den jungen Nationalspieler ist der Schritt nach Europa eine riesige Chance. In Frankfurt könnte er in der Champions League auflaufen und sich so auch für die Nationalmannschaft wieder interessant machen. Zwar war er zuletzt nominiert, musste allerdings ohne einen Einsatz verletzt abreisen. Auch sonst war das Abenteuer "Milli Takım" für Yılmaz bisher nicht von Erfolg gekrönt. Obwohl die linke Abwehrseite eigentlich lange eine Problemstelle war, kam er entweder nicht zum Einsatz oder zeigte noch klare Defizite. Auch deshalb schaffte er es während der EM nur einmal in den Kader und auch deshalb sind durchaus leichte Zweifel angebracht, was den wahrscheinlichen Wechsel in die Bundesliga angeht.
Große Fußstapfen, viel Luft nach oben
Denn zum einen muss Yılmaz eben wirklich noch eine Menge lernen, gerade was sein Timing in der Defensive und seine Flankengenauigkeit angeht und zum anderen tritt er wahrscheinlich in sehr große Fußstapfen. Filip Kostić steht nach drei Jahren am Main wohl endgültig vor einem Abschied. Der Serbe war auf dem linken Flügel in einem 3-4-3-System als absoluter Leistungsträger gesetzt und steuerte in insgesamt 42 Spielen sieben Tore und 15 Vorlagen bei. Niemand kann und wird ähnliche Werte von Yılmaz erwarten, der junge Türke wird sich aber dennoch an seinem Vorgänger messen lassen müssen. Die Position als einziger Flügelspieler könnte ihm durchaus liegen, sofern er einen guten Draht zu Oliver Glasner bekommt und dieser ihn taktisch noch besser schulen kann. Mit Christopher Lenz als defensiver und dem sehr unerfahrenen Neuzugang Faride Alidou als offensiver Lösung hätte Yılmaz aktuell zwei Konkurrenten. Es ist aber sehr gut möglich, dass die Eintracht auch aufgrund der Dreifachbelastung noch einen zusätzlichen Linksverteidiger oder linken Mittelfeldspieler holt. Dass Rıdvan Yılmaz sich strecken muss, ist in jedem Fall klar. Schafft er es aber, sich schnell zu akklimatisieren, körperlich zuzulegen und die taktischen Ideen zu verinnerlichen, stehen ihm auch in Zukunft alle Türen offen. Der Transfer zu Eintracht Frankfurt mag ein Wagnis sein, Yılmaz wird ihn aber als Chance begreifen.
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