Vor dem Derby gegen Rivale Fenerbahçe kommt Beşiktaş auf dem Zahnfleisch daher. Im wohl alles entscheidenden Spiel um die Europapokal-Plätze müssen die "Schwarzen Adler" gleich auf eine Hand voll Stars verzichten.
Man kann nicht wirklich davon sprechen, dass Beşiktaş-Trainer Sergen Yalçın die Qual der Wahl habe, wenn es um die optimale Startaufstellung für das anstehende Derby gegen Fenerbahçe am Sonntag Abend geht. Viel mehr muss der 47-jährige Übungsleiter aus dem verbleibenden Personal, das ihm noch zur Verfügung steht, eine möglichst schlagkräftige Truppe bauen. Dem Tabellenvierten der Süper Lig gehen nämlich auf der Zielgeraden dieser außergewöhnlichen Saison die Spieler aus. Mit Victor Ruiz hat sich am vergangenen Mittwoch der zweite Profi nach Loris Karius wegen ausstehender Gehaltszahlungen vorzeitig verabschiedet. Der spanische Abwehrmann, zuletzt immer gesetzt, hat seinen Dreijahresvertrag gekündigt und wird ab sofort für die "Schwarzen Adlern" nicht mehr auflaufen. Für das kommende Spiel gegen Fenerbahçe dürfte das bedeuten, dass Enzo Roco neben Domagoj Vida in die Innenverteidigung rücken wird.
Die Abwehr ist allerdings noch das geringste Problem von Sergen Yalçın. Die Baustelle im fragilen Gebilde des 15-fachen türkischen Meisters ist die Offensive. Angefangen im Mittelfeld, wo zumindest Atiba Hutchinson wieder eine Alternative auf der "Sechs" ist, sind gleich mehrere Ausfälle zu beklagen: Adem Ljajić und Umut Nayir werden aufgrund eines positiven Corona-Tests kein Spiel mehr in dieser Saison bestreiten, da sie sich bis zum 27.07. in häuslicher Quarantäne befinden. Kevin-Prince Boateng fällt verletzungsbedingt genauso aus wie Kapitän Burak Yılmaz, für den es zumindest am letzten Spieltag eventuell noch zu einem Einsatz reichen könnte. Flügel-Mann Georges-Kevin Nkoudou fehlt zudem wegen einer Gelb-Sperre.
Güven Yalçın könnte gesperrten Nkoudou vertreten
Vieles spricht deshalb dafür, dass Trainer Sergen Yalçın für das Derby die gleiche Start-Elf ins Rennen schickt, wie zuletzt beim knappen 1:0-Auswärtserfolg in Malatya – mit einer Ausnahme: Für den gelb gesperrten Nkoudou rückt Tyler Boyd vom Sturmzentrum auf die linke Außenbahn. Als zweiter Angreifer neben Abdoulay Diaby bietet sich dann Güven Yalçın an.
Neben dem immer geltenden Vorherrschaft in der türkischen Weltmetropole entscheidet dieses Istanbul-Derby aber vor allem über die sportliche Qualifikation in der kommenden Saison. Auf der einen Seite kann Beşiktaş mit einem Heimsieg über Fenerbahçe zumindest die Teilnahme an der Europa League sicher klar machen und hätte am letzten Spieltag sogar Rest-Chancen auf die Champions League. Auf der anderen Seite muss Fenerbahçe im Vodafone-Park einen Auswärtserfolg landen, wenn die Chance auf den internationalen Wettbewerb weiter gewahrt bleiben soll.