Gaming​‍​‌‍​‍‌ in Germany Conference setzt den Kurs für 2026 in Berlin

Berlin gibt ein Signal. Die Gaming in Germany Conference endet mit Forderungen, Warnungen und einem selten so klar geäußerten Erwartungsdruck an Politik und Branche. 2026 soll nicht wieder ein Übergangsjahr sein, sondern der Zeitpunkt, an dem der regulierte Markt in Deutschland zeigt, ob er wachsen kann oder an seinen Fesseln festhält.

Der Ton in Berlin war ein anderer als in den vorherigen Jahren. Mehr Fakten, weniger Eigenlob. Regulierer legten Zahlen vor, Betreiber sprachen offen von Abwanderung und Stagnation. Zwischen beiden Polen entstand ein Spannungsfeld, das nicht länger ignoriert werden kann. Die Konferenz wurde zu einem Brennglas für diesen Markt, der im ersten großen Stresstest seit dem Glücksspielstaatsvertrag steckt.

Was die Konferenz zu diesem Branchentreffen des deutschen Glücksspielmarkts zu zeigen hat

In kurzer Zeit zeigt die Konferenz alles, was den deutschen Markt aktuell ausmacht: Ein legaler Markt, der wächst, aber im europäischen Vergleich rückständig ist. Eine Behörde, die sichtbarer ihre Kontrolle ausübt. Und Anbieter, die unter Druck sind. Auf den Panels und in den Gesprächen ging es längst nicht mehr nur um Zahlen, sondern um Vertrauen. Das Land wollte zeigen, dass Regulierung funktionieren kann, ohne Innovation zu ersticken.

Und eben diese Frage hing immer im Raum. Wie lange hält ein Markt durch, wenn die Regeln an anderer Stelle starr und unüberwindbar sind, die User aber woanders ein breiteres Angebot finden? Eben hier lag die Brücke zur Wirklichkeit, die hinter all den Zahlen unerkannt oft verborgen bleibt.

Warum der deutsche Markt trotz Legalität stagniert

Der legale Markt ist nominal gewachsen, das hat aber wenig über seine Strenge ausgesagt. Die Beschränkungen fallen jedenfalls eng aus:

  • 1-Euro-Einsatzlimit
  • Zentrales Monatslimit für Einzahlungen
  • Strenge Produktlisten
  • Verbot von Live-Casino-Formaten

Kaum Bonusvielfalt, was im internationalen Vergleich sofort auffällt und in manchen Diskussionen sogar die Frage aufwarf, warum vielen Spielern klassische Online Casinos mit Startguthaben attraktiver erscheinen als die heimische Lizenzwelt.

Die Regeln sind Resultat eines Prozesses, in dem Kompromisse geschlossen werden mussten, getragen von 16 Ländern, die gemeinsam einen Weg finden wollten. Heraus kam ein System, das zwar als Schutzkonzept gedacht ist, sich aber immer mehr an die Bedürfnissen der Nutzer stößt. Betreiber präsentierten in Berlin interne Daten, die die Abwanderung ins nicht regulierte Umfeld sichtbar machen. Nicht als Alarmismus, sondern als nüchternes Marktverhalten.

Der wachsende Abstand zwischen Anspruch und Realität

Offizielle Stellen verweisen regelmäßig auf sinkende Schwarzmarktanteile. Studien zeichnen ein gegenteiliges Bild. Diese Diskrepanz traf in Berlin offen aufeinander. Ein Teil des Problems liegt in der Metrik. Nutzer wandern nicht komplett ab, sondern fragmentieren ihr Spielverhalten. Ein Teil läuft legal, ein Teil nicht. Genau darin liegt der Konflikt. Regulierung kann Regeln setzen, aber sie kann keinen Markt erzwingen.

Viele Anbieter sprachen deshalb über eine zweite Ebene. Über die Wahrnehmung der Nutzer. Über das Gefühl, dass der legale Markt weniger Vielfalt und kürzere Produktzyklen bietet. Über die wirtschaftliche Herausforderung, wenn Innovation im Ausland entsteht, aber nicht nach Deutschland übertragen werden kann, weil Regularien nur kleine Schritte erlauben.

Die offenen Baustellen, die jetzt Priorität werden

2026 wird zum entscheidenden Jahr, weil zentrale Bestandteile des Glücksspielstaatsvertrags neu bewertet werden. Die Arbeitsgruppen der Länder und die GGL arbeiten bereits an Vorschlägen, die auf der Konferenz breit diskutiert wurden. Es geht um konkrete Felder, die schon jetzt als neuralgische Punkte gelten:

  • Einzahlungsgrenzen, die für viele Spieler zu niedrig wirken
  • Einsatzlimits, die kaum Spielraum für Varianten lassen
  • Unklare Vorgaben zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
  • Regelungen für Maßnahmen gegen illegale Anbieter
  • Spielerschutzmechanismen, deren Umsetzung hohe Kosten erzeugt

Wenn Limits zum politischen Prüfstein werden

Besonders kontrovers blieb die Frage der Limitpolitik. Das monatliche Einzahlungslimit soll schützen, gerät jedoch immer wieder in Konflikt mit realen Einkommensstrukturen. Einige Betreiber erklärten in Berlin, wie aufwendig die Prüfung hoher Limits geworden ist. Die Behörde fordert klare Nachweise. Spieler liefern sie zögerlich. Anbieter geraten zwischen Anspruch und Risiko.

Das Einsatzlimit von einem Euro pro Spin erzählte eine eigene Geschichte. Es schützt vor impulsiven Verlusten, aber es verändert das gesamte Spielgefühl. Manche Betreiber wiesen darauf hin, dass Variationen im internationalen Vergleich nicht per se riskanter sind. Der deutsche Markt bleibt jedoch strikt, während andere Märkte flexibler agieren und dadurch schneller wachsen.

Im Kern stellte sich damit die grundsätzliche Frage, ob Limite als starre Regelwerke bestehen oder ob sie sich dynamischer an individueller Leistungsfähigkeit orientieren sollen. Ein Punkt, den die Konferenz immer wieder streifte, ohne ihn abschließend zu lösen.

Der unerwartete Reiz strenger Bonusregeln

Bonussysteme lösen im deutschen Markt seit Jahren Debatten aus. Die gesetzlichen Vorgaben erlauben nur ein extrem reduziertes Modell. Ein einziger Bonus pro Spieler gehört inzwischen zu den festen Regeln. Betreiber betonten, dass diese Beschränkung zwar Transparenz schafft, aber das Spielangebot weniger lebendig wirken lässt. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass Bonusjagden und aggressive Promotionmechaniken ausbleiben, was dem Schutzgedanken zugutekommt.

In Berlin entstand dazu ein interessantes Paradox. Einerseits fördert die Strenge Glaubwürdigkeit. Andererseits wächst die Wahrnehmung, dass der legale Markt weniger attraktive Angebote liefern kann. Gerade deshalb rückte das Thema stärker in die Diskussion als erwartet. Nicht, weil viele ein weiches System wollten. Sondern weil ein marktgerechter Ausgleich die Channelisation verbessern würde.

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