Der türkische Rekordmeister durchschreitet eine schwere Krise. Nach der 0:2-Niederlage im Pokal gegen das unterklassige Tuzla werden sogar erste Stimmen laut, Trainer Fatih Terim habe die Mannschaft verloren. Hat sich der allein herrschende Imperator tatsächlich abgenutzt?

Denkt man an Galatasaray Istanbul fällt unweigerlich der Name Fatih Terim. Anders herum wohl genauso. Der Löwen-Klub und der charismatische Cheftrainer sind praktisch nicht ohne einander vorstellbar. In der vergangenen Saison verteidigten sie im Schlussspurt der Saison den Meistertitel und den Pokal – eine Willensleistung, die das Verhältnis zwischen Klub und Trainer nochmal mehr zusammenschweißen ließ. Ein halbes Jahr nach diesen Erfolgen, ist vom Glanz der alten Tage nur noch wenig zu sehen. Nach den enttäuschenden Auftritten in der Champions League, wo nächste Woche in Paris das endgültige Aus droht, dem wöchentlichen Versagen in der Liga, wo man nur Achter ist, setzte die neuerliche 0:2-Pleite gegen Drittligist Tuzla dem Negativ-Wahnsinn die Krone auf. Erste Kritiker behaupten nun sogar, Fatih Terim habe den inneren Mannschaftskreis von "Cim Bom" verloren und müsse deshalb über einen Rücktritt nachdenken. Oder eben Galatasaray über eine Entlassung des Imperators.

Spieler fühlen sich nicht richtig wertgeschätzt

Was auffällt: Seit mehreren Wochen klagt Fatih Terim vor und nach jedem Spiel über die mangelnde Qualität im Kader und die Situation um die vielen Verletzten. Einerseits ist Terim auf Grund der Anzahl von verletzten Stammkräften durchaus zu bemitleiden. Anderseits waren die körperlichen Umstände eines Radamel Falcaos beispielsweise im Sommer schon klar. Dass er nun fast die komplette Halbserie ausfallen wird, ist dennoch Pech. Um das Binnenverhältnis zwischen Spieler und Trainer besser verstehen zu können, eignet sich das Beispiel Falcao dennoch gut. Im vergangenen Sommer war fast ausschließlich die gesamte Transferarbeit auf den Kolumbianer fokussiert. Die Mannschaft, die die ersten Spiele während der noch laufenden Transferphase absolvierte litt darunter. Mehrmals machte es den Anschein als fühlen sich viele Spieler nicht richtig wertgeschätzt. Ähnlich wie jetzt, wenn Terim fast wöchentlich die Spieler anprangert und schon über das kommende Transferfenster im Winter debattiert. Von außen betrachtet wirkt es so, als sei Fatih Terim das erste Mal seit langer Zeit ratlos, hilflos – fast schon überfordert. Leichter wird es in naher Zukunft nicht: Am Samstag wartet Überraschungsteam Alanya. Danach geht es im letzten Gruppenspiel der Champions League in die französische Hauptstadt zu Paris St.-Germain.