Trotz dreifachem Rückstand gelingt der türkischen Nationalmannschaft gegen Deutschland am Ende ein 3:3-Unentschieden. Der gefühlte Sieg ist ein weiterer Schritt im Reifeprozess und der Entwicklung unter Trainer Şenol Güneş. LIGABlatt-Redakteur Mario Herb meint: So ist die Türkei zurück auf dem Weg zu einem europäischen Top-Team.
Deutschland-Trainer Joachim Löw hatte vor Spielbeginn noch gewarnt: "Wenn man den Türken mit ihrer Mentalität die Lust nimmt und mit viel Tempo agiert, kann man sie gut bespielen. Wenn nicht, wird es aufgrund ihrer individuellen Stärke sehr schwer." Und tatsächlich: Spielerisch war Deutschland am Mittwochabend in Köln zwar überlegen und wies auch mehr Spielanteile auf dem Feld auf, doch am Ende stand ein 3:3-Unentschieden zu Buche, das letztlich nur der in diesem Spiel komplett unterschätzten Türkei schmecken dürfte.
Zwar fehlten beim Weltmeister von 2014 mit den Bayern- und Leipzig-Spielern gleich sechs gestandene Bundesliga-Größen, doch auch die Türkei trat im Kölner Rheinenergiestadion vor 300 Zuschauern beileibe nicht in Bestbesetzung an: Mit Çağlar Söyüncü, Hakan Calhanoğlu und Burak Yılmaz fehlten nicht nur drei etablierte Stammkräfte, sondern damit auch die unumstrittenen Chefs der jeweiligen Mannschaftsteile.
Die Türkei erkämpfte sich ein am Ende verdientes Unentschieden vor allem wegen eines enormen läuferischen Aufwands. Mit einem teilweise ungeheuerlichen Tempo presste die "Milli Takım" bereits früh auf den Gegner und zwang Deutschland so in der eigenen Hälfte zu entscheidenden Fehlern – Beispiel: Der Treffer zum 2:2 durch Efecan. Natürlich darf das 3:3-Remis im Rahmen eines unbedeutenden Test-Kicks und zweier Aufgebote ohne etliche Stammkräfte nicht zu hoch gehängt werden, doch gerade im Hinblick auf den von Trainer Şenol Güneş anvisierten Umbruch, war das Deutschland-Spiel ein Schritt in die richtige Richtung. Nach dem Sieg gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich vor einigen Monaten gelang der Türkei – nun sogar mit der zweiten Garde – ein weiterer Achtungserfolg, diesmal gegen den Ex-Weltmeister. Langsam aber sicher ist die Türkei auf dem Weg zurück zu alter Stärke.
Foto: Ina Fassbender / Getty Images