Am kommenden Donnerstag wartet eine Mammutaufgabe auf Stefan Kuntz und seine Türken. Portugal dürfte das schwerstmögliche Los sein und so gehen die Gäste als Außenseiter ins Rennen. Beim Blick auf den portugiesischen Kader fällt allerdings auf, dass er bei aller Qualität etwas ungleich gewichtet ist.
Das Problem ist nicht neu und verfolgt Portugal schon relativ lange. Während gerade die Offensive vor potenziellen Stammspielern aus allen Nähten platzt, sieht es insbesondere in der Innenverteidigung längst nicht so rosig aus. Aktuell ist die Situation sogar noch ein wenig brisanter. Mit Rúben Dias von Manchester City wurde der mit Abstand beste Innenverteidiger verletzungsbedingt gar nicht erst nominiert. Rúben Semedo ist aufgrund mangelnder Spielpraxis nach einer Strafanzeige im Sommer nicht dabei und auch Oldie Pepe musste aufgrund einer Corona-Infektion absagen. Somit gibt es mit dem zweiten Altmeister José Fonte (38) nur noch einen erfahrenen Innenverteidiger im Kader. Ihm zur Seite steht vermutlich sein junger Teamkollege Tiago Djaló, der beim LOSC Lille allerdings meistens auf den Außenbahnen aushilft. Burak Yılmaz könnte es also gleich mit zwei Mitspielern aus Frankreich zu tun bekommen. Die einzige weitere Alternative wäre der 20-jährige Gonçalo Inácio von Sporting Lissabon, der zwar als großes Talent gilt, aber ebenso wie Djaló noch auf seinen ersten Einsatz in der Nationalelf wartet.
Auswahl in allen anderen Mannschaftsteilen
Während die Situation im portugiesischen Abwehrzentrum den Türken also Hoffnung machen könnte, gilt das für die anderen Mannschaftsteile nicht. Rui Patrício von AS Rom ist weiterhin im Tor gesetzt, schon auf den defensiven Flügeln beginnt allerdings der Konkurrenzkampf. Links stehen Raphaël Guerreiro (BVB) und Herausforderer Nuno Mendes (PSG) bereit, rechts erhält der formstarke João Cancelo (Manchester City) wohl den Vorzug vor Diogo Dalot vom Lokalrivalen United.
Im Mittelfeld fallen mit Rúben Neves und Renato Sanches zwar zwei potenzielle Startelfkandidaten aus, die verbliebene Auswahl Pereira (PSG), Carvalho (Betis), Moutinho (Wolverhampton) sowie Fernandes (Manchester United) liest sich aber auch nicht schlecht. Und dann ist da ja noch der Sturm, der beinahe ausschließlich aus Topstars in Topform besteht. Drei Plätze sind theoretisch zu vergeben, wenn Fernando Santos bei seinem 4-1-4-1 bleibt, an Kapitän Ronaldo und Rechtsaußen Bernardo Silva führt aber eigentlich kein Weg vorbei. Um den letzten Startplatz streiten demnach wohl João Felix (in dieser Saison insgesamt 8 Tore für Atlético Madrid), Gonçalo Guedes (13 Tore für Valencia), Diogo Jota (19 Tore für Liverpool), Rafael Leão (11 Tore für Milan) sowie theoretisch André Silva, der 15 Treffer für RB Leipzig erzielt hat, als Mittelstürmer allerdings nur Backup für Ronaldo ist.
Die Türkei ist dementsprechend gewarnt, darf beim Blick auf die Aushilfsverteidigung aber auch Mut schöpfen. Gegen Favoriten sah "Milli Takım" schon häufiger gut aus. Mit einer Top-Leistung ist auch Portugal zu knacken.
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