Zwar hat sich die Türkei souverän für die kommende Europameisterschaft qualifiziert, da nun das Turnier allerdings um ein Jahr verschoben wurde, werden auch die Karten bei der Kaderzusammenstellung neu gemischt. Das LIGABlatt stellt die Kandidaten vor und bewertet ihre Chancen. Teil 5: defensive Mittelfeldspieler.

Kaderplätze: 3 – 4

Gesetzt: Okay Yokuşlu (Celta Vigo), Ozan Tufan (Fenerbahçe), Mahmut Tekdemir (Başakşehir)

Şenol Güneş setzt grundsätzlich auf ein 4-3-3, in dem die Grenzen zwischen defensiven und offensiven Aufgaben fließend sind. Während der nominelle Sechser das Spiel von hinten aufbaut und gleichzeitig absichert, pendelt ein Achter permanent zwischen Defensive und Offensive. Wenn alle Spieler fit sind, sind diese beiden Kernpositionen klar vergeben: Spanien-Legionär Yokuşlu ist für Güneş die erste Wahl als tiefer Spielmacher, Ozan Tufan gibt den Box-to-Box Spieler und ein weiterer offensiver Akteur komplettiert das Trio. Da Yokuşlu verletzungsbedingt viele Spieler der Qualifikation verpasste, beorderte der Trainer Mahmut Tekdemir auf die Sechs. Der Routinier spielt seinen Part immer grundsolide und wäre nach aktuellem Stand auch beim Turnier dabei.

Im Blickfeld: Dorukhan Toköz (Beşiktaş), Abdülkadir Parmak (Trabzonspor)

Für Dorukhan Tököz wäre das Turnier in diesem Jahr nach seiner Verletzung vielleicht noch zu früh gekommen. Güneş hält allerdings große Stücke auf dem 23-Jährigen. Sollte er an die guten Leistungen vor seiner Verletzung anknüpfen können, würde ihm der Nationaltrainer sicher einen Platz im Kader und eventuell gar in der Startelf freihalten. Trabzons Abdülkadir Parmak stagnierte in dieser Saison etwas. Bei Spitzenreiter Trabzonspor war er nicht immer gesetzt und auch in der Nationalmannschaft kommt er nur auf insgesamt drei Minuten Einsatzzeit.

Außenseiterchancen: Emre Belözoğlu (Fenerbahçe), Oğuzhan Özyakup (Feyenoord), Fatih Aksoy (Sivasspor), Salih Uçan (Alanyaspor)

Emre Belözoğlu trifft die Verschiebung der EM sicher am härtesten. Der 101-fache Nationalspieler wollte sich auf der großen Bühne angemessen verabschieden und seine beeindruckende Karriere beenden. Da sein Vertrag nur noch bis zu diesem Sommer läuft, wird aus diesem Plan wohl nichts mehr werden. Es ist schwer vorstellbar, dass der Kapitän auch mit 40 Jahren noch an Bord sein wird. Oğuzhan Özyakup hofft darauf, sich über seine Leihstation Feyenoord noch einmal für die Nationalelf empfehlen zu können. Der Weg ist durch die starke Konkurrenz allerdings extrem weit. Fatih Aksoy überzeugt zwar bei seiner Leihstation in Sivas ebenso weitestgehend wie Salih Uçan bei Alanyaspor, auf absehbare Zeit ist allerdings auch für sie kein Platz im Kader.

Fazit

Im defensiven Mittelfeld ist die Türkei ordentlich aufgestellt. Hinter Tököz steht ein dickes Fragezeichen, sollte er allerdings an seine guten Leistungen anknüpfen können, stehen die vier Spieler quasi fest. Falls nicht, könnte der Trainer mit Kaan Ayhan in der Hinterhand auch auf einen direkten Ersatz für Kapitän Belözoğlu verzichten. Da genügend Zeit für den jungen Akteur von Beşiktaş bleibt, lautet die aktuell wahrscheinlichste Besetzung Yokuşlu, Tufan, Tekdemir und Tököz.

Foto: Ozan Kose/AFP via Getty Images