Zurecht spricht man in der Türkei aktuell über Spitzenreiter Trabzonspor und die Schwäche der Istanbuler Schwergewichte. Heimlich still und leise hat sich allerdings ein alter Bekannter auf die vorderen Plätze geschlichen. Das hat viel mit dem neuen Trainer und einer alten Rolle zu tun.
Das Ende von Emre Belözoğlus kurzer Trainerstation bei seinem Herzensverein Fenerbahçe war letztendlich für beide Seiten äußerst unglücklich. Der langjährige Mittelfeldregisseur schien nach einem ordentlichen Auftakt den Faden verloren zu haben. Am Ende stand "nur" der dritte Platz und die Führungsriege um Ali Koç strebte einmal mehr nach einem kompletten Wechsel. Für Belözoğlu schient die Trainerkarriere zumindest bis auf Weiteres beendet zu sein.
Währenddessen hätte man sich ein paar Kilometer westlich über einen dritten Rang wahnsinnig gefreut. Nach einer Aufholjagd sprang für Başakşehir zwar am Ende noch der zwölfte Rang heraus, die Saison war allerdings größtenteils vom Abstiegskampf geprägt gewesen. Der amtierende Meister war unter dem Druck des plötzlichen Rampenlichts und der Doppelbelastung durch die Champions League zusammengebrochen. Schlimmer noch: Auch die neue Saison schien zu einem Desaster zu werden.
Stabilität und Ergebnisse stimmen
Unter Aykut Kocaman verlor man die ersten vier Spiele und wechselte dann noch zweimal zwischen Sieg und Niederlage. Der Trainerwechsel war daher folgerichtig und auch die Wahl des neuen Übungsleiters war naheliegend. Auch mit Başakşehir verbindet Belözoğlu schließlich eine Geschichte und der mittlerweile 41-Jährige brannte darauf, es seinen Kritikern schnellstmöglich zeigen zu können. Das gelang eindrucksvoll. Keines der elf Spiele unter dem neuen Trainer wurde verloren, die ersten fünf Partien gewann man sogar allesamt. Am Anfang stand dabei ein 3:2 gegen Beşiktaş. Jetzt steht der Stadtteilklub auf Platz drei mit dem Unterschied, dass dies in diesem Teil Istanbuls als riesiger Erfolg gewertet wird. Başakşehir steht nicht länger im Fokus und kann als Underdog in Ruhe Punkte sammeln. Ein Feuerwerk gibt es dabei selten, aber dennoch werden die Zähler verlässlich eingefahren. Mit Başakşehir und Emre Belözoğlu ist wieder zu rechnen. Das ist die kleine Überraschung dieser Saison.