Paris St. Germain gegen den FC Bayern München – was für ein Finale für die Champions League 2020! Ein Endspiel, das ein vollbesetztes Stadion mehr als verdient hätte, aber vor leeren Rängen ausgetragen werden muss. Und ein Endspiel, in dem es fast unmöglich scheint, einen Favoriten zu nennen. Spielerisch erleben wir europäische Weltklasse, da könnte es also mehr auf die Einstellung der Superstars ankommen…
Paris zog am Dienstag ins Finale ein, nach dem klaren 3:0-Sieg gegen RB Leipzig wurde gefeiert. Einen Tag später zogen die Bayern nach, auch sie gewannen mit 3:0, der Gegner hieß Olympique Lyon. Zwei deutliche Siege also, keine Last-Minute-Emotionen. Die Stimmungen nach den beiden Erfolgen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Die Superstars auf französischer Seite ließen ihrer Freude freien Lauf. Sie tanzen aus dem Stadion, feierten in den sozialen Netzwerken, als wäre der Henkelpott bereits in Paris. Die Atmosphäre war ausgelassen. Auch bei den Münchnern? Ganz und gar nicht, von Feierstimmung war nichts zu spüren.
Lockerheit gegen Konzentration?
Nach dem Schlusspfiff rissen die Spieler die Arme hoch, doch laute Jubelgesänge stimmte niemand an. In den Katakomben bei den anschließenden Interviews zeigte sich: Hier feiert niemand, denn noch ist nichts erreicht. Alle zeigten sich hochkonzentriert und sprachen sofort davon, noch einen Schritt vom großen Ziel entfernt zu sein. Und in der Kabine? Da wurden keine Selfies geschossen, keine jubelnden Fotos via Instagram gepostet. Nun stellt sich die Frage: Gehen es Neymar und Co. zu locker an oder treten die Bayern am Sonntag zu verkrampft auf? Zwischen Lockerheit und verfrühtem Jubel ist es ein schmaler Grat, das weiß auch Thomas Tuchel. So konzentriert, wie sich die Münchner zeigen, werden Tuchels Superstars wissen: Neben Kabinen-Partys muss auch die Mentalität wieder geschärft werden.
Foto: Franck Fife/Getty Images