Ein relativ frühes und ein verhältnismäßig spätes Tor sorgten dafür, dass am Ende eines rein englischen Champions-League-Finales die Spieler des FC Liverpool den begehrten Henkelpott in die Höhe stemmen durften. Mitten im Getümmel und in großer Feierlaune stand Erfolgstrainer Jürgen Klopp.

Wenn man dem Deutschen an der Seitenlinie der "Reds" Glauben schenken mag, so hatte er von der Siegerparty seines FC Liverpool nach dem Finaltriumph über Tottenham Hotspurs wenig mitbekommen. Seine Jungs berichteten ihm über Musikstücke, die gespielt wurden. Doch Klopp, der in der Stunde seines größten Erfolgs ein paar Gläser trank und sich mit Familienangehörigen und Freunden unterhielt, ging etwas früher. Seine ballspielenden Männer machten bis 6.15 Uhr durch. Man kann ausgehen, dass die Nacht in der spanischen Hauptstadt Madrid "very british" war.

Die Feier ging dann in Liverpool weiter. Klopp beschrieb, dass der Buskorso durch die mittelenglische Industriestadt sehr schön gewesen war. Das Spiel war nicht so gut, aber die Fans honorierten die Errungenschaft ihrer Kicker allemal. Längst waren die Tränen der Trauer nach dem verlorenen Endspiel gegen Real Madrid im letzten Jahr den Tränen der Freude gewichen. "The Guardian" umreißt Liverpool unter Klopp als ein Projekt, das auf Einbindung getrimmt und mehr darauf ausgerichtet war, mehr als nur Erfolg auf dem Feld zu vermitteln.

Der Deutsche, der in der englischen Meisterschaft knapp den Titel verpasste, bearbeitete alle Bestandteile der "Reds" und polierte sie dementsprechend auf. Klopp ist ein Trainer, der den Klub und die Menschen im Umfeld geradezu lesen kann. Man kann auch sagen, dass in allem ein dritter Weg des Fußball-Kapitalismus steht. Dabei ist es durchaus wahr, dass der Trainer wie ein inspirierender Anführer eines besonderen Kollektivs dasteht und der FC Liverpool keineswegs mehr ein Mitläufer in der internationalen Kickerszene ist. Viele Freunde des runden Leders sind der Auffassung, dass Klopp am Beginn eines goldenen Zeitalters für die "Reds" steht. Somit hat er Recht, wenn er die Früchte des Erfolgs genießt und trotz aller Bescheidenheit und deutscher Tugenden das Zepter in der Hand hält.