Der Stürmer will unbedingt weg, der Verein ihn unbedingt halten. Dabei geht es nicht nur um das eigene Selbstverständnis und die Außenwirkung. Auch der fehlende Ersatz bereitet den Münchener Bauchschmerzen.

Die Verantwortlichen des FC Bayern schwanken gerade permanent zwischen Himmel und Hölle. Einerseits konnte mit Sadio Mané ein echter Topstar für die Säbener Straße begeistert werden und mit Gravenberch und Mazraoui besetzte man zwei Problempositionen optimal und zukunftsweisend neu. Andererseits schwebt die Causa Lewandowski über allem und sorgt dafür, dass selbst die großartigen Transfers in den Hintergrund rücken. Natürlich hat der Pole noch Vertrag und könnte daher selbstverständlich zu einem Verbleib bis nächstes Jahr gezwungen werden. Das wäre aber für alle Beteiligten eine Situation mit Sprengkraft. Wie gut der Mittelstürmer in einem solchen Fall performen würde, sei dahingestellt, dass aber die Fans den Wechselwilligen auch weiterhin bejubeln würden, scheint unwahrscheinlich. Lewandowski will unbedingt zum FC Barcelona und stellt seine aktuellen Chefs damit vor eine schwierige Aufgabe. Grundsätzlich spräche natürlich einiges dafür, den Stürmer für einen hohen Betrag abzugeben und so Ruhe zu schaffen. Das Problem sind neben dem eigenen Ego allerdings auch die Alternativen.

Kein Ersatz auf dem Markt

Im aktuellen Kader befindet sich mit Choupo-Moting nur noch Lewandowskis bisheriger Backup, ab Juli kehrt dazu Joshua Zirkzee offiziell zurück. Ein gleichwertiger Ersatz wären beide bei allen Qualitäten nicht. Die Frage ist allerdings: Wer wäre das denn? Der kurz gehandelte Harry Kane vielleicht. Dass es den Kapitän der englischen Nationalelf allerdings aus der Premier League in die deutlich schwächere Bundesliga zieht, ist nicht sehr wahrscheinlich. Dass die Bayern dazu die gigantische Ablösesumme plus Gehalt zahlen würden, ebenfalls. Auch die Gerüchte um Cristiano Ronaldo sind dadurch unwahrscheinlich.

Also müssten die Münchener mindestens ein Regal tiefer zugreifen. Spieler, wie die zuletzt gehandelten Jonathan David (LOSC Lille), Hugo Ekitike (Stade Reims), Ginaluca Scamacca (US Sassuolo), Saša Kalajdžić (VfB Stuttgart) oder Victor Osimhem (SSC Neapel), kommen allerdings nicht annähernd auf die Trefferquote des Polen. Monacos Kapitän Wissam Ben Yedder wäre unter Umständen eine interessante Personalie, ist aber ebenfalls nicht günstig und soll bei seinem jetzigen Verein zufrieden sein.

Bliebe nur eine interne Lösung. Neuzugang Mané oder auch der angeblich wechselwillige Serge Gnabry könnten im Sturmzentrum aushelfen. Ein echter Lewandowski-Ersatz ist wohl nicht zu bekommen. Auch deshalb stellen sich die Münchener weiterhin quer.

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