Auch beim gestrigen CL-Viertelfinal-Aus gegen Villarreal sind Defizite im Spiel der Bayern klar geworden. Während die Offensive seit einigen Spielen nicht wiederzuerkennen ist, deckte auch der Gegentreffer die Schwachstellen in der Defensive auf. Die Kritik an Trainer Nagelsmann wächst, denn auch er hatte seinen Anteil am CL-Aus.

 

Nach dem bitteren Gegentreffer am gestrigen Abend sitzt die Enttäuschung über das vorzeitige Ausscheiden im CL-Viertelfinale an der Säbener Straße tief. Auch wenn die Münchener über weite Strecken der Partie mehr Spielanteile hatten, hatte man zu keinem Zeitpunkt im Spiel das Gefühl, die Bayern könnten nochmals die Kurve kriegen. Zu harmlos blieben die Schützlinge von Nagelsmann in der Offensive – eine Feststellung, die man nach der furiosen Hinrunde mit dem neuen Coach kaum glauben mag. Derartige Auftritte musste man als Bayern-Anhänger in der Rückrunde jedoch bereits einige Male ertragen. Und auch wenn man stets die Hoffnung hatte, dass die unumstrittene Qualität in der Offensive aufgrund der individuellen Klasse doch noch rechtzeitig zustechen würde, so konnte man in den letzten Spielen auch den Eindruck gewinnen, dass im wahrsten Wortsinn der Glanz in der Offensive abhandengekommen ist. Gestern hatte man, trotz einer Aufstellung mit sechs (!) Offensivspielern und einer Dreierkette, den Gegner im gesamten Spielverlauf defensiv im Griff. Der Gegentreffer hingegen stand einmal mehr sinnbildlich für die wacklige Defensive in dieser Saison. Auch Trainer Nagelsmann hat am CL-Aus seine Aktien.

Nagelsmann beweist kein glückliches Händchen

Dass Nagelsmann taktisch, trotz seines jungen Alters und der (noch) fehlenden Erfahrung auf allerhöchstem europäischem Niveau, taktisch stets auf höchstem Niveau agiert, steht außer Frage. Der schwache Auftritt der Bayern-Offensive lässt jedoch auch den 34-Jährigen in kein gutes Licht rücken. In beiden Partien gegen den Underdog aus Spanien konnten sich die Bayern keine hochkarätigen Chancen erspielen, ließen zu oft die Spielfreude aus der Hinrunde vermissen und präsentierten sich teilweise gar plan- und ratlos. Es fehlte ein klares Konzept in der Offensive, um das Abwehr-Bollwerk Villarreal zu knacken. Statt die Partie weiter am Laufen zu halten und das knappe Ergebnis in die Verlängerung zu verwalten, lief man dann kurz vor Spielschluss vor heimischer Kulisse in einen Konter der Gäste – etwas, was einem Rekordmeister mit derart erfahrenen Spielern niemals passieren darf. Die Einwechslung von Davies, der im Hinspiel erstmals nach viermonatiger Pause auf dem Platz stand, erwies sich als Fehlgriff, zumal der Kanadier das Abseits beim Gegentor aufhob. Geht man einen Schritt weiter, muss man konstatieren, dass Nagelsmann einen starken Hernandez aus unerklärlichen Gründen aus dem Spiel nahm, und stattdessen mit Davies auf der Innenverteidigerposition nochmals einen offensiven Akteur ins Spiel brachte – ein Schachzug, der letztlich einen nicht unwesentlichen Anteil am CL-Aus hatte. Mit etwas Abstand zum Spiel wird sich auch der 34-Jährige wohl an die eigene Nase fassen und eingestehen müssen, dass er in der Schlussphase von der Seitenlinie unglücklich agierte. Auch wenn der 34-Jährige qualitativ bei Weitem nicht auf das Personal aus der Triple-Saison zurückgreifen kann, hatte der Rekordmeister dennoch genügend Qualität, um Villarreal auszuschalten und ins CL-Halbfinale einzuziehen. Letztlich fehlte auch im Rückspiel eine klare Spielidee, speziell mit dem Ball im Spiel nach vorne. In Hinblick auf die kommenden Partien wird Nagelsmann weiter an den Defiziten feilen müssen, um die lethargische Offensive wiederzubeleben und die Balance zwischen Offensive und Defensive wiederherzustellen.

Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images