Fenerbahçes Mannschaft und Trainerteam hatten einen Tag länger, um Wunden zu lecken und sich auf das kleine Istanbul-Derby gegen Kasımpaşa vorzubereiten. Beim aktuellen 15. der Tabelle wird sicherlich eine andere Taktik benötigt werden als gegen Slavia Prag, das grundsätzliche Problem bleibt allerdings.
Erschwerend kommt hinzu, dass mit Ferdi Kadıoğlu einer der wenigen Lichtblicke der Saison verletzungsbedingt erneut ausfällt. Links hinten könnte daher erneut Çağtay Kurukalıp seine Chance erhalten. Vermutlich wird Trainer Kartal wieder fest zur Viererkette zurückkehren. Die Hybridlösung, mit der man gegen die Tschechen ins Spiel gegangen war, hatte Slavia erstens nur kurz überrascht und hing zweitens maßgeblich von Kadıoğlus Fähigkeiten ab. Ohne den 22-Jährigen als Schienenspieler auf links spricht nur noch wenig für ein erneutes Experiment. Hinzukommt, dass man beim immer noch abstiegsbedrohten Kasımpaşa vor allem mit viel eigenem Ballbesitz rechnen muss. Das heißt aber im Umkehrschluss auch, dass die Konterabsicherung wohl über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Das ist keine gute Nachricht.
Konteranfälligkeit bleibt bestehen
Weder Kartal noch sein Vorgänger Pereira konnten hier bisher ein schlüssiges Konzept entwickeln. Fenerbahçe spielt regelmäßig gefällig nach vorne, verpasst dort den letzten oder vorletzten Pass und steht dann blank gegen heranstürmende Gegner. Auch und gerade aus diesem Grund spricht viel für mindestens einen Wechsel in der Innenverteidigung. Aziz und Tisserand zeigten gegen Prag nicht nur mehrere unnötige Stellungsfehler, sondern offenbarten auch teils gravierende Tempodefizite. Will man gegen Kasımpaşas Lebensversicherung Umut Bozok (12 Tore, 6 Vorlagen) und seine Nebenleute bestehen, muss hier ein belastbarer Defensivriegel her. Insbesondere der zuletzt erkrankte Min-jae Kim dürfte wieder eine Option sein und Stabilität, Übersicht und Tempo einbringen. Auf rechts fällt die Entscheidung zwischen Osayi-Samuel oder dem etwas defensiveren Sangaré. Ansonsten hat der Coach wieder die Qual der Wahl. Hoffnungsschimmer Arda Güler dürfte erneut auf Minuten kommen, beim Rest entscheiden wohl vor allem die jüngsten Trainingseindrücke.
Für Fenerbahçe zählt nur ein Sieg. Während die Meisterschaft verloren ist, bleiben zumindest die internationalen Ränge in Griffweite. Die erneute Qualifikation wäre das absolute Minimalziel und dennoch kein Selbstläufer.