İsmail Kartal und Fenerbahçe sind bei Arda Güler in einer Zwickmühle. Einerseits möchte man die Nachwuchshoffnung behutsam aufbauen, andererseits empfiehlt sich der Youngster mit jedem Auftritt für Höheres. Dazu will man nicht denselben Fehler begehen wie letzte Saison.
Spätestens als Arda Güler nach seinem ersten Treffer für Fenerbahçe zum Jubeln abdrehte und das Wappen seines Ausbildungsvereins küsste, dürfte es auch um den letzten Fener-Anhänger geschehen gewesen sein. Mit dem 17-Jährigen hat man eine Nachwuchshoffnung, der Großes bevorstehen könnte. Der Konjunktiv ist hier wichtig, denn natürlich kann niemand abschätzen, wie sich Güler noch entwickelt, ob er von Verletzungen verschont bleibt und wie professionell er sich weiterhin verhält. Sämtliche Anlagen sind allerdings da und die Fans wünschen sich mehr von Güler.
Den Spielverderber muss Trainer Kartal geben. Er lobt seinen jüngsten Spieler zwar, bringt ihn aber vornehmlich von der Bank. Nach seinen zwei bisherigen Startelfeinsätzen saß der offensive Mittelfeldspieler im Spitzenspiel gegen Trabzonspor wieder draußen und blieb ohne Minuten. Gegen Alanyaspor kam er 15 Minuten vor Schluss und avancierte mit einem Tor und einer perfekten Vorlage zu einem der Matchwinner.
Alles spricht für einen steilen Aufstieg
Hält man den Jungen aus Ankara zu lange an der Leine, droht ein Szenario wie bei Ömer Beyaz. Die letzte Nachwuchshoffnung zeigte sich trotz einer vermeintlich großen Zukunft in Kadıköy unzufrieden mit den Einsatzzeiten und wechselte ablösefrei zum VfB Stuttgart. Eine Wiederholung will man unbedingt vermeiden, ohne wiederum Güler zu überfordern. Diese Gefahr scheint aber nach den bisherigen Eindrücken eher unbegründet. Zum einen bekennt sich Güler klar zum Verein und sieht seine mittelfristige Zukunft am Bosporus. Zum anderen ist er aber auch physisch und spielerisch weiter als sein Quasi-Vorgänger in dessen erster Saison. Während Beyaz regelmäßig von den robusten Verteidigern der Süper Lig abgekocht wurde ohne körperlich etwas entgegensetzen zu können, behauptet sich Güler bereits sehr gut. Beide haben unterschiedliche Spielweisen und Stärken und natürlich muss auch der 17-Jährige noch drauflegen. Seine bisherigen Auftritte waren allerdings eine gute Mischung aus spielerischer Unbekümmertheit und taktischer Disziplin. Dass sich Kapitän Mesut Özil dem jungen Zehner angenommen hat, wird Güler ebenfalls weiterbringen.
Alle Parteien tun gut daran, nun Ruhe zu bewahren. Kartal sollte seine Nachwuchshoffnung zwar weiterhin dosiert einsetzen, die Spielanteile allerdings dabei auch sukzessive erhöhen. Die Fans sollten sich an ihrem neuen Hoffnungsträger erfreuen, ohne zu viel von ihm zu erwarten. Gegen Slavia Prag lag plötzlich der gesamte Spielaufbau auf den schmalen Schultern des Teenagers und das ist sicherlich kein förderlicher Ansatz. Der Spieler selbst muss weiterhin von seinen älteren Kollegen lernen, sich anbieten und dann auf dem Platz alles geben. Nach den bisherigen Eindrücken wird er damit keine Probleme haben.