Dorukhan verlässt Beşiktaş in Richtung Udine, Elmas wechselt ebenfalls in die italienische Serie A zu Vizemeister Neapel. Gemeinsam bringen sie den klammen Türken rund 26 Millionen Euro ein. Die Deals müssen für ihre Klubs in Zukunft als Blaupause dienen. Der Weg, weg von der Resterampe großer Namen hin zum Ausbildungsklub ist unumgänglich. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.
Ein ordentliches Handgeld, geringe 15 Prozent Einkommenssteuer und ein dreijähriger Bezug einer Luxus-Villa im Istanbuler Nobelviertel – wer will es Max Kruse verdenken, dass er sich trotz der Wohlfühloase Bremen am Ende für das Abenteuer Fenerbahçe entschieden hat. Beim 19-fachen türkischen Meister wird der mittlerweile 31-jährige Mittelstürmer bereits als der "König von Istanbul" verehrt – ohne auch nur eine Minute gespielt zu haben. Ein paar Kilometer westlicher, auf der anderen Seite des Bosporusufers, erhält der "Pinke Löwe" Ryan Babel bei Erzrivale Galatasaray ähnliche Lobeshymnen. Und bei Beşiktaş hoffen sie immer noch, dass Kagawa – auch bekannt als "Samurai vom Bosporus" – doch noch mal zurückkehrt und langfristig bleibt.
Hausgemachte anstatt einkaufte Qualität als Ziel
Dass Spieler mit großen Namen in der Türkei schnell zu regelrechten Göttern erkoren werden, ist nichts Neues. Doch angesichts der drohenden finanziellen Lage, die nicht zuletzt über die blanke Existenz der Klubs entscheiden wird, muss sich das Transferverhalten ändern – und zwar sofort. Die Einkäufe von Eljif Elmas (180.000 Euro von Rabotnicki Skopje) und Dorukhan Toköz (150.000 Euro von Eskişehirspor) wurden zu Beginn der letzten Saison nicht annähernd thematisiert. Warum auch – schließlich ließen sich Namen wie Lens, Karius oder Slimani besser lesen. Zwölf Monate später halten die beiden Senkrechtstarter mit ihren eingebrachten Ablösen (Elmas für 16 Mio. Euro zu Neapel, Dorukhan für 10 Mio. Euro zu Udine) ihre Klubs finanziell am Leben.
Die Fälle zeigen eindrucksvoll, dass das richtige Scouting junger Talente weitaus rentabler sein kann, als die Obhut altgedienter Stars, die nur noch von ihrem Namen leben. In Zukunft werden die türkischen Vereine diesen Weg zwangsläufig weiter gehen müssen. Qualität bleibt weiterhin das entscheidende Kriterium. Aber man kann diese auch selbst formen und davon profitieren – siehe Elmas und Dorukhan.