Während der Sport in vielen Teilen der Welt zum vollständigen Stillstand gekommen ist, rollt der Ball in der Türkei noch weiter. Sehr zum Unverständnis der Spieler, die in den eigentlichen Top-Spielen des vergangenen Wochenendes keinerlei Emotionen wecken konnten – Wie auch? Am Montag wirft LIGABlatt-Redakteur Mario Herb einen Blick auf die Lage der Liga.
So trostlos und arm das Endergebnis im Derby zwischen Galatasaray und Beşiktaş wirkt, so war auch die Ambiente, die das 347. Aufeinandertreffen der beiden türkischen Spitzenklubs umrandete. Wie alle anderen Spiele an diesem Wochenende fand das Istanbul-Derby unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Fußballerisch war das Spitzenspiel eine Magerkost, in der es lediglich die über weite Strecken erfolgreiche Abwehrleistung der "Schwarzen Adler" hervorzuheben lohnt. Den Fußball aus sportlicher Sicht zu betrachten, fällt angesichts der aktuellen Begleitumstände ohnehin schwer, eigentlich ist es unmöglich. Mit dem Punkt im Derby und der gleichzeitigen Niederlage von Sivas in Antalya am Montagabend verringerten die Adler den Rückstand auf die Europapokal-Plätze auf fünf Punkte – aber was, wenn das alles nichts mehr wert ist, weil die Liga abgebrochen wird?
Greift der Verband morgen durch und unterbricht die Liga?
Nach LIGABlatt-Informationen, die der Redaktion bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag vorlagen, soll am Dienstag beschlossen werden, dass der türkische Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung und bis auf Weiteres abgebrochen wird. Ob dann erstmals Başakşehir, nach Jahrzehnte langer Wartezeit Trabzon oder am Ende doch wieder Galatasaray Meister wird; ob Fenerbahçe, die erneut verkorkste Saison mit dem Pokalsieg retten kann; wer den Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss – all das sind dann fragen, die sich nicht mehr stellen würden. Wird die Liga unterbrochen, droht den Klubs mit jedem verstreichenden Tag der Ruin. Bei aller finanzieller Gefahr sollte aber nicht vergessen werden, dass dadurch wohl die Gesundheit der Bevölkerung gerettet werden kann. Der Fußball – und verspätet auch der türkische – wird sich dem beugen müssen. Ohne Zweifel: Die nächste Zeit wird – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Zerreißprobe .