Wenige Stunden nach dem verrückten 3:3-Unentschieden im Stadtderby zwischen Beşiktaş und Fenerbahçe sind die Emotionen noch immer am Kochen. Während bei den "Schwarzen Adlern" die Ernüchterung überweigt, hoffen die "Kanarienvögel" auf den lange beschwörten endgültigen Befreiungsschlag.
Was ist in den beiden Kabinen in der Halbzeitpause vorgefallen? Diese Frage dürfte nach der vergangenen Nacht als die wohl entscheidenste gelten, wenn es ab heute um die Nachbearbeitung und der Analyse geht. Der Spielverlauf, in dem Beşiktaş in Halbzeit eins von Beginn an dominierte und bis zum Halbzeitpfiff souverän mit 3:0 führte, ehe Fenerbahçe binnen zwölf Minuten in Halbzeit zwei ausgleichte, erinnerte an das magische Champions League Finale zwischen Liverpool und dem AC Maialnd im Jahr 2005. Dass das damalige Europapokalfinale in Istanbul statt fand, verstärkt jenen Vergleich noch zusätzlich.
Die Suche nach dem Derbyhelden
Einen Spieler herauszupicken und als Derbyhelden zu erklären, erscheint auf Grund der verschiedenen Halbzeiten und der Anzahl an Ereignissen unmöglich. Auf Seiten von Beşiktaş war es vor allem für den ehemals langjährigen Fenerbahçe-Kicker Gökhan Gönül eine Achterbahn der Gefühle: Das 1:0 selbst erzielt, den Elfmeter zum 2:0 herausgeholt, bei den Gegentreffern in der zweiten Halbzeit wie der Rest der Mannschaft im Tiefschlaf und nicht auf der Höhe. Auf Seiten von Fenerbahçe erlebten die Verteidiger Sadık und Hasan Ali ähnliches, nur umgekehrt: Sadık, hauptverantwortlich für das 0:3 kurz vor der Pause, stellte mit seinem Kopfball zum 2:3 den Anschluss wieder her. Hasan Ali, Übeltäter vor dem Elfmeter zum 0:2, besorgte mit einem Distanzschuss von Strafraumkante das 3:3 nach 67 Minuten. Ganz gleich, wer am gestrigen Abend am meisten hervorstach, größter Sieg war der türkische Fußball, der sich in einer schwierigen Situation, von seiner besten wie unberechenbarsten Seite zeigte.