In den vergangenen beiden Spielzeiten hat Galatasaray fast ein Dutzend Spieler ausgeliehen. Nur die wenigsten Leih-Geschäfte haben sich für die Löwen rentiert. Eine zusammenfassende Analyse.
Der ausbleibende Erfolg in den Europapokal-Wettbewerben, der schleichende Zerfall des türkischen Liras, bis zuletzt vor allem auch die Corona-Krise – die Gründe, weshalb alle türkischen Klubs – auch Rekordmeister und Liga-Primus Galatasaray – den Gürtel nochmals enger schnallen müssen, sind vielseitig. Letztlich gilt aber: Je weniger Geld ausgegeben wird, umso besser. Wenn der sportliche Erfolg dabei noch gewährleistet werden kann, dann kann von einem gelungenen Management in schwierigen Zeiten gesprochen werden.
Galatasaray hat sich bereits in der vergangenen Jahr mehr oder weniger notgedrungen der Transferpolitik von Leih-Geschäften verschrieben. Der Ansatz: Zumindest für eine Saison können so namhafte und qualitativ hochwertige Stars nach Istanbul gelockt werden, wobei sich der finanzielle Aufwand in Grenzen hält. Das nun ernüchternd zur Kenntnis nehmende Ergebnis nach rund 18 Monaten: Seit Sommer 2019 haben nur die wenigsten Leih-Geschäfte funktioniert, manchmal sind sie sogar krachend gescheitert. Symbolisch dafür stehen die Leihen von Steven N’Zonzi und Emre Mor (beide siehe Titelbild). Sowohl der französische Weltmeister von 2018 als auch der als "türkischer Messi" stets hochgelobte Emre Mor konnte bei "Cim Bom" positiv auf sich aufmerksam machen. Beide Leihen endeten nach einem internen Disput (N’Zonzi) und unterirdischer Leistung auf dem Platz (Mor) vorzeitig.
Lemina und Seri keine Langzeithilfen – Gedson Fernandes der aktuelle Flop
Die aus der Premier League geliehenen Jean-Mikael Seri und Mario Lemina stärkten das Löwen-Team in der vergangenen Saison enorm, hinterließen durch ihren Abgang nach Saisonende aber eine Lücke, die bis heute nicht geschlossen werden konnte. Für die Entwicklung waren beide Deals also ebenso nicht förderlich. Auch der im Sommer 2019 für zwei Jahre von RB Leipzig ausgeliehene Marcelo Saracchi konnte die gewünschte Rolle eines Linksverteidigers von internationalem Rang selten erfüllen. Nach Abschluss der jetzigen Saison geht es für den Uruguayer definitiv zurück nach Leipzig.
Aktuell muss Galatasaray die als Mega-Flop zu scheiternde Leihe von Gedson Fernandes verantworten. Als hochveranlagtes Talent Portugals im vergangenen Winter gehypt, konnte der 22-Jährige seine Tauglichkeit in der Süper Lig bisweilen nicht unter Beweis stellen. Den Status als Soforthilfe – und nichts anderes ist von der Benfica/Tottenham-Leihgabe erwartet worden – kann Gedson keinesfalls ausgesprochen werden. Dafür kommen schon eher Mostafa Mohamed und Henry Onyekuru in Frage. Bei beiden stimmen im Großen und Ganzen nicht nur die Leistungen, sondern auch die für Galatasaray so wichtige Perspektive. Im Gegensatz zu sämtlichen anderen Deals hält "Cim Bom" für Mohamed (4 Mio. Dollar) und Onyekuru (4,4 Mio. Euro) eine Kaufoption im realistischen wie marktgerechten Bereich, wo von im Falle des aus Stoke geliehenen Etebo (7,5 Mio. Euro) beispielsweise wieder nicht die Rede sein kann.
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