So schnell kann‘s gehen: Die Katerstimmung nach dem 1:1 gegen Norwegen ist längst einer neuen Euphorie gewichen. Seitdem gab es für die Türkei schließlich einen Last-Minute-Sieg gegen Lettland und ein 6:0 gegen Gibraltar. Ein Sieg im letzten Spiel wäre mindestens für Platz zwei gut. Der Gegner hat es trotz aller Euphorie allerdings in sich.
Montenegro mag ein junges und kleines Land sein, fußballerisch sind die Montenegriner allerdings gleich mehrere Etagen über Gibraltar anzusiedeln. Das musste jüngst die Niederlande am eigenen Leib erfahren. 2:2 nach 2:0-Führung hieß es am Ende – und das wohlgemerkt ohne Kapitän und Star Stevan Jovetić. Der wird wohl auch gegen die Türkei aufgrund eines positiven Corona-Tests zusehen müssen, Qualität hat das Team von Trainer Miodrag Radulović allerdings dennoch. Für Montenegro geht es um nichts mehr, da die bisherigen zwölf Punkte weder nach oben noch nach unten einen Sprung zulassen. Die Ausbeute der Mannschaft ist dabei absolut ausgeglichen: drei Siegen, drei Unentschieden, drei Niederlagen. Gegen die Türkei gab es im September ein 2:2 und dieses Ergebnis könnte unter Umständen zu wenig für die Türken sein. Sollte Norwegen nämlich die Niederlande schlagen, würde die Türkei wieder auf Rang drei rutschen.
Neue Taktik gegen Montenegro
Für Stefan Kuntz und sein Team geht es daher morgen in jedem Fall um einen Sieg. Einige Kinderkrankheiten aus dem Spiel gegen Gibraltar sollte man dafür unbedingt abschalten. Insbesondere die wenig inspirierten Schüsse aus der zweiten Reihe, die wieder und wieder dafür sorgten, dass die Stürmer umsonst in Position liefen, waren bisher absolut kein adäquates Mittel. Das betraf vor allem Hakan Çalhanoğlu, der zwar grundsätzlich einen sehr guten Schuss hat, gegen Gibraltar aber allzu oft die falsche Entscheidung traf. Überhaupt wird die Startelf sich wohl auch taktisch verändern. Das 4-4-2 ohne echten Sechser war zwar gegen den letzten ultradefensiven Gegner die richtige Herangehensweise, dürfte gegen Montenegro allerdings entweder dem gewohnten 4-4-1 weichen oder von Kuntz zumindest durch Abräumer im Mittelfeld gestärkt werden. Antalyalı, Kutlu oder Özdemir wären hier die ersten Optionen. Weichen müssten dann vermutlich entweder Debütant Barış Yılmaz oder Doppelpacker Halil Dervişoğlu.
Die Euphorie könnte die Türken jedenfalls zum letzten Erfolg des Jahres tragen. Würde Stefan Kuntz wirklich die WM-Qualifikation schaffen, hätte sich der Trainerwechsel schon jetzt voll und ganz gelohnt.