In einer an Spannung und Emotionalität kaum zu überbietenden Schlussphase hat sich die Türkei den Auswärtssieg in Lettland gesichert. Trainer Stefan Kuntz, bei dem am Ende alle Dämme brachen, sieht seine Halbmond-Sterne auf dem richtigen Weg und glaubt an eine Wirkung dieses besonderen Sieges. 

Am Ende flossen sogar Tränen. Nach einer denkwürdigen Schlussphase in Riga und dem Elfmeter von Burak Yılmaz in der neunten Minute der Nachspielzeit sicherte sich die Türkei den 2:1-Auswärtssieg in Lettland, wahrte somit die Chancen auf eine WM-Qualifikation – und ließ bei Trainer Stefan Kuntz die Emotionen überkochen. Der deutsche Trainer erlebte in seinem zweiten Spiel den Wahnsinn des türkischen Fußballs, glücklicherweise mit dem besseren Ende. Nach über einer Stunde fußballerischer Magerkost, in der die Türkei vieles schuldig blieb und nicht unverdient in Rückstand geraten ist, war die Reaktion darauf dennoch stark. "Ich bin stolz, wie sich meine Mannschaft nach dem Gegentor gewehrt hat. Am Ende habe ich mich einfach so sehr für sie gefreut", erklärte Stefan Kuntz nach Spielschluss seine Tränen.

Dramatischer Sieg als Brustlöser für die kommende Zeit

Immer wieder sei die Mannschaft in den letzten Monaten und Jahren mit Kommentaren und Kritiken konfrontiert worden, dass sie keine Mentalität und ein geringes Selbstbewusstsein hätte, so Kuntz: "Heute haben sie gezeigt, dass es nicht so ist. Sie haben daran geglaubt. Und die Tatsache, dass dieser Sieg ein so dramatischer ist, macht ihn umso wichtiger."

Ein knappes und am Ende auch höchst glückliches 2:1 gegen Lettland als Brustlöser für die anstehende Zeit? Warum nicht! Zumindest haben die Halbmond-Sterne, bei denen etliche vermeintliche Top-Stars (darunter Hakan Çalhanoğlu, Merih Demiral und auch Last-Second-Held Burak Yılmaz) eine dürftige Vorstellung boten, gespürt, dass der unbedingte Wille und Glaube an den Sieg belohnt werden kann. Insofern kann der Erfolg gegen Lettland – übrigens der erste seit 1924 oder über 35.000 Tagen gegen den Fußball-Zwerg aus dem Baltikum – tatsächlich als einschneidendes und wegweisendes Ereignis dienen.