Nach dem bitteren Aus in der Conference League gegen Olympiakos Piräus ist die Stimmung in Kadıköy getrübt. Zur Zielscheibe der Kritik ist unter anderem auch Trainer Ismail Kartal geworden, weshalb die Zukunft des 62-Jährigen weiterhin ungewiss ist. Blickt man auf die aktuelle Konstellation, könnte ihm wohl einzig der Gewinn der lang ersehnten Meisterschaft den Job retten.
Gegen einen mittelmäßigen Gegner aus Olympiakos Piräus musste Fenerbahçe letztlich sehr bitter im Elfmeterschießen das vorzeitige Aus in der Conference League hinnehmen. Für die Gelb-Marineblauen, bei denen die Sehnsucht nach großen Titeln weiterhin sehr groß ist, ist damit eine weitere Titelchance vom Tisch. Im Pokal musste man bereits gegen Ankaragücü vorzeitig die Segel streichen. Im türkischen Supercup gab es gar das Fiasko, als man mit der U19-Mannschaft den Titel praktisch an den Erzrivalen aus Galatasaray verschenkte. Letzteres ist zugegebenermaßen auf ein politisches Thema der Führungsebene zurückzuführen. Die beiden vergebenen Chancen in den anderen Wettbewerben hingegen werfen zweifelsohne auch Kritik am jetzigen Trainer Ismail Kartal auf. Mit einer Bilanz von 40 Siegen, fünf Unentschieden und sieben Niederlagen sowie einem Punkteschnitt von 2,4 Punkten pro Spiel zählt der 62-Jährige zu den Top-Trainern in der Türkei. Dennoch verpasst es die Mannschaft zu oft, in den wichtigen Spielen zur Stelle zu sein. Der Kontrakt von Kartal läuft ohnehin im Sommer aus. Ob vor diesem Hintergrund die Zusammenarbeit über den Sommer hinausgehen wird, ist zum aktuellen Zeitpunkt mehr als ungewiss.
Rettet der Meistertitel Kartal den Job?
Dass man von Kartal in Kadıköy nicht vollends überzeugt ist, zeigt die aktuelle Konstellation, dass man hinsichtlich einer Vertragsverlängerung über den Sommer hinaus noch zögerlich agiert. Vor den wichtigen Wochen in der Saison ist das sicherlich alles andere ein Vertrauensbekenntnis, und sowohl für den Trainer selbst als auch für die Spieler und Verantwortlichen eine denkbar ungünstige Situation, zumal nicht sicher ist, wer über den Sommer hinaus den Klub als Trainer führen wird. Ob die Verantwortlichen vor diesem Hintergrund den weiteren Saisonverlauf abwarten, um dann eine Entscheidung hinsichtlich der Zukunft von Kartal zu treffen, ist offen. Sollte der 62-Jährige im Saison-Endspurt seinen Herzensklub, für den er auch als Spieler bereits auflief, zum lang ersehnten Meistertitel führen – die "Kanarienvögel" warten seit der Saison 2013/14 auf die Meisterschaft – so könnte die Vereinsführung um Präsident Ali Koç unter Umständen auch zum Grübeln gebracht werden. Der Meistertitel wäre dann zweifelsohne der größte Erfolg in der Ära Koç. Auch wenn Kartal dabei zwei andere Titelchancen vergraben musste, wäre jener zweifelsohne eine der wichtigsten Säulen, sollte man die überragende Saison in der Liga mit dem Meistertitel krönen. Der Gewinn der Meisterschaft könnte daher die Chancen auf einen Verbleib Kartals über den Sommer hinaus durchaus erhöhen. In der aktuellen Konstellation, in der Kartal immer stärker der Kritik ausgesetzt wird, würde die Meisterschaft ihm gar den Job retten. Einen möglichen Meistertrainer nach einer derartigen Durstrecke zu schassen, wäre in diesem Zusammenhang ein durchaus fragwürdiger Akt.