Mit einem unerwarteten 3:3-Unentschieden gegen den Stadtnachbarn Istanbulspor konnte Fenerbahçe am gestrigen Abend den Ausrutscher des Tabellenführers Galatasaray nicht nutzen. Die Fans reagierten nach Schlusspfiff mit einem Pfeifkonzert, und machten dabei den Trainer Jorge Jesus zur Zielscheibe.

Eigentlich hatten sich die "Kanarienvögel" den gestrigen Abend ganz anders vorgestellt. Einen Abend zuvor hatte der Erzrivale und aktuelle Tabellenführer Galatasaray mit einem 3:3 gegen Karagümrük die Tür Richtung Meisterschaft nochmal aufgemacht. Was jedoch folgte war einmal mehr Ernüchterung in Kadıköy. Trotz spielerischer Überlegenheit schafften es die Schützlinge von Jorge Jesus nicht, den Stadtnachbarn Istanbulspor vor heimischer Kulisse zu schlagen. Umso bitterer ist die Tatsache, dass man gleich zwei Führungen verspielte. Im Kampf um die Meisterschaft macht der Dämpfer zwar nicht alle Chancen zunichte, da sich im Grunde genommen am 6-Punkte-Rückstand nichts geändert hat. Dennoch müssen sowohl Fans als auch Verantwortliche nach dem gestrigen Auftritt sich die Frage stellen, warum zum wiederholten Male man die Patzer der Konkurrenz nicht nutzen kann.

Pfiffe nach Schlusspfiff gegen Jesus

Bereits im Stadion ließen die Fener-Fans ihren Unmut freien Lauf und pfiffen ihren Trainer Jorge Jesus direkt nach Schlusspfiff gnadenlos aus. Letzterer übernahm in der darauffolgenden Pressekonferenz zwar die Verantwortung für die gefühlte Niederlage und bewertete den Unmut der Fans als "normal". Amüsiert von den Pfiffen der Fans war der portugiesische Trainer aber alles andere. Kurz vorher versammelte Jesus seine Spieler auf dem Feld und hielt eine Ansprache. Statt Applaus gab es dann ein unerwartetes Pfeifkonzert von der Tribüne, womit der Portugiese wohl nicht gerechnet hatte. Arda Güler lief daraufhin in Richtung des enttäuschten Jesus und begleitete letzteren dann in die Umkleidekabine.

Weiterhin ist die Zukunft von Jesus in Kadiköy offen. Die Reaktionen der Fans zeigen jedoch auch, dass man alles andere als zufrieden ist mit dem Trainer.
Ohne Titelgewinn dürften wohl auch die Fener-Verantwortlichen wenig sportliche Argumente haben, die Zusammenarbeit über die Saison hinaus fortzusetzen. Eine realistische Chance auf einen Titel hat man zwar im türkischen Pokal, wo man im Halbfinale den amtierenden Titelträger Sivasspor erwartet. Ob der Triumph im türkischen Pokal für Jesus reicht, sich in die Herzen der Fans zu spielen, ist hingegen fragwürdig. Diesbezüglich dürfte die Sehnsucht nach der Meisterschaft, auf die man seit der Saison 2013/14 wartet, schlichtweg zu groß sein.