Hinter Fenerbahçe liegen aufregende Wochen. In einem ausführlichen Interview steht Präsident Ali Koç am Mittwoch Abend im türkischen Fernsehen dafür Rede und Antwort. Neben dem Streit mit Star-Spieler Max Kruse spricht der Fenerbahçe-Boss dabei auch über die über 100-tägige Suche nach einem Trainer und bevorstehenden Transfers für den Sommer. 

Der letzte öffentliche Auftritt von Ali Koç war der Mittelpunkt eines handfesten Skandals: Mit TFF-Vorstandsboss Nihat Özdemir lieferte sich der Fenerbahçe-Präsident über Tage hinweg eine Auseinandersetzung wegen einer vorgeworfenen systematischen Benachteiligung Fenerbahçes beim Liga-Verband, an dessen Ende lediglich der zuvor für die Kanarienvögel arbeitende Özdemir seine 17-jährige Mitgliedschaft bei Fenerbahçe kündigte. "Ich vertrete meinen Standpunkt weiterhin", erklärt Ali Koç im türkischen Fernsehen bei "Habertürk Television" und legt nach: "Es gibt ein Vertrauensproblem zwischen uns. Wenn man sich die Sachlage einmal anschaut, wird man uns verstehen, da gibt es keine zwei Meinungen."

Nicht nur der Streit mit dem eigenen Ligaverband hielt den 19-fachen türkischen Meister in den letzten Wochen auf Trapp. Allen voran die Suche nach einem Nachfolger für den im Februar entlassenen Ersun Yanal war das Gesprächsthema – und zwar über Monate hinweg. "Von außen wirkt es vielleicht so, als hätte die Mannschaft über 100 Tage ohne Trainer gearbeitet. Das stimmt natürlich nicht. Wir sind hervorragend aufgestellt und haben jetzt eine Lösung (Tahir Karapınar a.d.Red.) bis zum Saisonende. Danach werden wir über weitere Entscheidungen diskutieren", fasst Ali Koç zusammen.

Kruse wird Vertragsauflösung "teuer zu stehen bekommen"

Weniger bis überhaupt kein Verständnis zeigt der 53-jährige Geschäftsmann dagegen für Vertragsauflösung von Max Kruse. Der 32-jährige Deutsche, der erst im vergangenen Sommer als echter Transfer-Coup gefeiert wurde, kündigte in der vergangenen Woche seinen Vertrag bei den "Kanarienvögeln", mit der Begründung, dass er seit Januar kein Gehalt erhalten habe. Bereits kurz nach dieser einseitigen Vertragsauflösung kündigte der Kadıköy-Klub ein Gerichtsverfahren an, was Koç nun bestätigt: "Wir werden prüfen, was ihm zusteht und was nicht. Ich bin überzeugt, dass wir im Recht sind. Das wird er teuer zu stehen bekommen."

Für die neue Saison plant der Fenerbahçe-Boss einmal mehr die seit Jahren stetig enttäuschende Mannschaft zu verstärken. "Wir werden auf jeden Fall ein paar neue Leute für die Defensive holen, da haben wir großen Bedarf, speziell auf der linken Seite", kündigte Koç an. Ein möglicher Kauf von Caner Erkin wollte er zwar nicht bestätigen, dafür aber die Angabe, dass man auf Spieler setzen wolle, die mit der türkischen Liga bereits vertraut seien. Nur einen Transfer könne man derzeit konkret ausschließen: Der absolute Wunschspieler Mesut Özil sei mit einem derzeitigen Nettogehalt von rund zwölf Millionen Euro nicht ansatzweise zu stemmen. Das ändere sich übrigens auch nicht, wenn Mesut auf die Hälfte seines Gehalts verzichten würde, wie Koç klar stellt.